Gerade bei Regenwetter bietet der Wochenmarkt auf der Schloßstraße ein besonders trostloses Bild. Das Angebot ist gering, die Frequenz kümmerlich, von Marktflair kann nicht die Rede sein. Das soll sich ändern. Per Ausschreibung soll ein neuer Marktbetreiber gesucht werden, ohne dass die derzeitigen Händler ausgeschlossen werden sollen. Könnte ein neuer Standort, sei es auf dem Rathausmarkt oder – wie aktuell diskutiert – auf dem bisherigen Kaufhof-Standort eine Belebung bringen. Bei der Planungswerkstatt wurde auch die Idee einer mobilen Überdachung diskutiert. Ein Vergleich mit Düsseldorf scheint zwar vermessen, hat aber erhellende Seiten (siehe Box).

Das Ideal eines florierenden Marktes ist in Düsseldorf auf dem Carlsplatz unweit der Kö und der Altstadt zu finden, der von den dortigen Händlern im Internet als der schönste in ganz Nordrhein-Westfalen (www.carlsplatz.net) angepriesen wird. Gehandelt werden dort Waren schon seit Jahrhunderten, aber erst seit 15 Jahren ist der Platz überdacht und ein paar Jahre später folgten die beiden Gastronomie-Pavillons mit drei Angeboten. Das benachbarte Parkhaus besteht schon seit 1970.

Über 60 Händler bieten auf dem Platz, der mit 6000 Quadratmetern die Größe eines Fußballplatzes hat, ihre Waren an. Ein überschaubares Händlerverzeichnis kann im Netz eingesehen werden. Die Händler führen selbst Regie und haben 1997 eine GmbH gegründet. Deren Geschäftsführer ist Dieter Daimel, Anwalt, Hobbykoch und Pensionär, der seine Kanzlei früher ganz in der Nähe des Marktes hatte und vor drei, vier Jahren angesprochen wurde, ob er die Aufgabe übernehmen würde. Er kann sich noch gut an das unangenehme Gefühl erinnern, wie es war, als die Regentropfen von der Markise runter rann und dann in den Nacken liefen. Um unabhängiger von der Witterung zu sein, haben sich die Händler in den 90er Jahren zu einer Überdachung durchgerungen. Die Stadt hat das begrüßt, aber keinen Pfennig dazugegeben.

14 Jahre lang abgestottert

Fast eine Million Mark hat das damals gekostet. An der Gestaltung, das räumt Händler Wolfgang Harste ein, scheiden sich die Geister. Einige bespotten die Überdachung als „Tankstellen-Dächer“, das Flair, das dadurch ermöglicht wurde, ist aber unstrittig. Die „Althändler“ haben damals die Summe gestemmt und bis Ende 2012 abgestottert. Die Finanzierung für die Pavillons läuft noch, so Daimel. Gelohnt hat sich beides. Samstags tobt hier der Bär, ein Fleischhändler ist so begehrt, dass er für die Wartenden Nummern verteilt. Wochentags kommen die Händler aus dem nahe gelegenen Bankenviertel, die Besucher aus der Altstadt sowieso und am Wochenende reicht das Einzugsgebiet bis zum Niederrhein und ins Ruhrgebiet. Ein Selbstläufer ist aber selbst dieser Markt nicht.

„Als ich das übernommen habe, war hier Land unter und zehn Flächen frei, jetzt ist es nur noch eine“, erzählt Daimel. Das Interesse sei groß, aber der Neue müsse eben auch zum Branchenmix passen. Einige Händler beschicken den Markt bereits seit mehreren Generationen. Insgesamt ist die Fluktuation gering. Ein so schlechtes Frühjahrsgeschäft wie in diesem Jahr haben die Händler aber schon lange nicht mehr erlebt. „Das gesamte Spargelgeschäft ist ausgefallen.“ Für einige wurde es sogar wirtschaftlich eng. Auch die vielen Baustellen der vergangenen Jahre in der Altstadt hätten die Händler gespürt, betont Harste. „Die Händler müssen aufpassen und können durch Frische und die Angebotsvielfalt gegenüber den Supermärkten punkten“, sagt Daimel.

„Wir haben Selbsterzeuger, wenn sie die Bohnen gegessen haben, die die am Morgen erst geerntet haben, wollen sie keine andere mehr essen“, ist er überzeugt. Ein Fischhändler holt die Ware direkt aus Paris.

Die Preise stehen auf einem anderen Blatt. „Apothekenpreise“ heißt es. Wer viele seltene Salate anbiete, mache das über eine Mischkalkulation. Dann kostet der einfache Salatkopf auch deutlich mehr als sonst. Für die Schicki-Micki-Kunden sei das nicht entscheidend.

Kritisch beäugt werde von der Stadt das Imbiss-Geschäft. Mehr als ein Dutzend Lizenzen werde nicht vergeben. Die Palette reiche von Falafel bis Italienisch. Da müsse man schon ringen, wenn es bei einem Händler etwas auf die Hand geben soll, erzählt Daimel.

Die Überdachung hat für die Händler, die an sechs Tagen die Wochen von 9.30 bis 18 Uhr (samstags bis 16 Uhr) geöffnet haben, auch einen ganz praktischen Vorteil. Früher mussten sie jeden Tag den Wagen zum Rheinufer ziehen. Jetzt lassen sie ihn einfach stehen.