Amerikanische Soldaten auf der Schloßstraße. Als NRZ-Leser Walter Neuhoff dieses Foto von 1945 in der Ausgabe vom 8. April sah, wurden bei ihm Erinnerungen wach. „Ich habe mich gefreut, dieses Bild wiederzusehen, weil es von meinem Vater Wilhelm aufgenommen wurde und zwar nicht am 11., sondern am 12. April 1945“, sagt Neuhoff, der selbst bei Kriegsende neun Jahre alt war. Und dann erzählt er die Geschichte eines Bildes; des einzigen Bildes, das von diesen Apriltagen überhaupt noch bekannt ist.

„Ich war froh, dass der Krieg vorüber war und wir nicht mehr in den Bunker mussten. Aber ich hatte auch Angst, als ich am 11. April 1945 um 11.42 Uhr vor unserem Haus an der Tersteegenstraße die ersten schwarzen GIs sah. Am Abend zuvor hatten wir bereits amerikanische Aufklärungsflugzeuge am Himmel beobachtet“, erinnert sich Neuhoff an seine Gefühlslage an diesem Tag.

Zwei Tage zuvor hatte er zum letzten Mal mit seinen Eltern Zuflucht im Bunkerstollen an der Freilichtbühne gesucht. „Ich glaube, ich habe da etwas Historisches geknipst.“ Mit diesen Worten, wie sich Neuhoff genau zu erinnern glaubt, kam sein Vater dann am 12. April 1945 von einem Zahnarztbesuch in der Innenstadt zurück. Denn während einer Behandlung bei seinem Zahnarzt Dr. Steil, der damals an der Ecke Schloßstraße/Löhberg praktizierte, sah er plötzlich die amerikanischen Soldaten auf der Straße. Er holte seine kleine Leica-Kamera aus der Tasche und fotografierte die GIs kurz entschlossen vom Fenster der Arztpraxis aus.

„Ich weiß noch, dass meine Mutter fürchterlich geschimpft hat, als ihr mein Vater von seinem historischen Schnappschuss erzählte. Denn damals war es streng verboten, die amerikanischen Soldaten zu fotografieren“, erinnert sich Walter Neuhoff.

Irgendwie muss es seinem Vater dann wohl auch mulmig geworden sein. Denn Neuhoff weiß, dass sein Vater, der damals bei der Betriebskrankenkasse der Reichsbahn arbeitete, den Film mit dem historischen Foto erst 1948 entwickeln ließ, fünf Jahre vor seinem Tod.

Sein historisches Fotodokument haben die Witwe Mathilde und sein Sohn Walter dann Anfang der 80er Jahre dem Stadtarchiv übergeben, als man dort die Bürger um Bildern aus der Kriegs- und Nachkriegszeit gebeten hatte. Und so bleibt das geschichtsträchtige Foto des Wilhelm Neuhoff dauerhaft der Nachwelt erhalt und wird sicher noch so manches mal wiederzusehen sein.