Mülheim. .

Viele Jahre lang waren die Nachrichten von Menerga ausnahmslos gut. Das Unternehmen, das sich auf energieeffiziente Lüftungs- und Klimatechnik spezialisiert hat, mischte vorne mit, vermeldete Jahr für Jahr bessere Zahlen. 2009 war gar ein „Rekordjahr“, und noch im Frühling 2010 wurde das 30-jährige Bestehen gefeiert. Dann war’s vorbei mit der Fröhlichkeit: 2011 war „ein desaströses Jahr“, heißt es in der Rückschau. Der Verlust addierte sich auf rund 12,8 Mio Euro.

Den Absturz ins Bodenlose verhindern sollte eine neue Geschäftsleitung; ein Generationenwechsel stand an. Dr. Christian Hennerkes (41) und Helge Kahlen (43) kamen und stellten den Laden auf den Kopf. Bald war klar: Technisch war nichts zu beanstanden, spielten die Produkte von Menerga nach wie vor die erste Geige. Doch bei Fertigung und Vermarktung, „da lag manches im Argen“, so Hennerkes.

Mit Hochdruck wird seitdem nach Lösungen gesucht, um zurückzufinden auf den süßen Pfad des Erfolgs. 2012 stand die Firma schon wieder besser da, „nahe der schwarzen Null“, wie Hennerkes sagt. Doch der Umsatz war zurückgegangen von 63 Mio Euro in 2011 auf 56,8 Mio Euro. Knapp 90 der rund 400 Mitarbeiter sind auch deshalb seit Februar in Kurzarbeit.

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels, verspricht Geschäftsführer Hennerkes, und zwar in Form der Systemair Group aus Schweden, zu der Menerga bald gehört. Das börsennotierte Unternehmen mit einem Umsatz von rund 500 Mio Euro produziert ebenfalls Lüftungssysteme, doch kleinere und weniger individuelle als Menerga.

Ein nahezu perfekter und existenziell notwendiger Deal sei das für die Mülheimer Klima-Experten. Denn aufgeben müsse man kaum etwas: Die Eigenständigkeit bleibe gewahrt, ebenso die Marke, die Vertriebsbüros, der Firmensitz in Mülheim, die Belegschaft und die Führung. Der Zugewinn aber sei gewaltig: etwa dadurch, dass Menerga IT-Systeme von Systemair übernehmen könne sowie deren Know-how über Fertigungsprozesse. Auch beim Einkauf entstünden Synergien. Außerdem profitiere Menerga vom weit verzweigten Vertriebsnetz der Schweden. „Auf diese Weise können wir uns massiv neue Märkte erschließen“, frohlockt Hennerkes.

Für Systemair lohne sich der Zukauf allein wegen des nach wie vor exzellenten Rufs von Menerga: „Das ist ein bisschen wie die Geschichte von VW und Porsche“ – auf der einen Seite eine Marke mit eher solidem, rationalem Image, auf der anderen Seite eine, die vor allem eines sei, sagt Hennerkes: nämlich schick und innovativ.

Gemeinsam werde man der stetig wachsenden Konkurrenz die Stirn bieten, da ist er sich sicher. „Spätestens 2014“ sei man zurück auf der Überholspur.

Menerga: Das heißt Minimale Energie Anwendung und sei eine geniale Wortschöpfung, die am Biertisch kreiert worden ist, berichtet Dr. Christian Hennerkes. Dass die Produkte der Firma, die seit 33 Jahren von der Gutenbergstraße aus geführt wird, weltweit begehrt sind, machen den Chef und die Mannschaft von Herzen stolz.

Gerade erst ist einem ihrer Produkte wieder Ehre zuteil geworden: Auf der ISH in Frankfurt, einer Messe für Baddesign, Heizungs- und Klimatechnik sowie erneuerbare Energien, wurde ein effizienter Gegenströmer – ein Wärmerückgewinnungsgerät für Passivhäuser – mit einem Zertifikat für Nichtwohn-Gebäude ausgezeichnet. „Einem Zertifikat“, so Hennerkes, „für das strenge Kriterien gelten und das noch nicht häufig verliehen worden ist.“

Was Chefs und Mitarbeiter von Menerga weniger freut, ist, „dass sich die tolle Idee der Klimazone nie wirklich durchgesetzt hat“, so Pressesprecherin Dr. Kerstin Matthies. Das Projekt entstand 2009 bei Menerga und geplant war, mit möglichst vielen Unternehmen, Vereinen und Bürgern Klimaaktivitäten unterschiedlichster Art anzugehen. Wobei Klima umfassend zu verstehen ist: auch sozial, kreativ, wirtschaftlich. Die Mülheimer Klimaschutzinitiative sei zwar rege, so Matthies, doch ansonsten sei noch viel Luft nach oben.