Die beharrliche Kälte setzt nicht nur den Menschen, sondern der ganzen Vegetation zu. Zu dieser Jahreszeit blühen üblicherweise die ersten Frühlingsblumen, Knospen und Blüten haben sich geöffnet und fleißige Bienchen schwärmen aus, um Nektar für Honig zu sammeln.
Doch in dieser frostigen Saison haben Maja, Willi und ihre geflügelten Freunde etwas Anderes und Wichtigeres im Sinn: „Sie wärmen ihren Nachwuchs, der auf 36 Grad plus gehalten werden muss“, weiß Reinhard Netzeband, Vorsitzender des Mülheimer Imkervereins. Selbst, wenn die Bienenvölker aktuell nicht durch die Kälte bedroht sind, so sei die Entwicklung der Brut in den Stöcken doch erheblich zurückgeworfen. Die Königin hockt mittendrin, seit Januar hätten sich kleine Brutnester gebildet. Rund 10 000 bis 20 000 Bienen seien derzeit im Stock, doch eigentlich müssten es doppelt so viele sein: 40 000 bis 50 000.
Erst bei acht bis zehn Grad plus Außentemperatur verlassen die gelb-schwarzen Brummer ihr Zuhause. „Normalerweise würden sie jetzt schon fliegen und Honig einbringen“, sagt der Imker. Selbst wenn es jetzt auf einen Schlag warm würde, „dann sind nicht genügend Bienen da, um den Honig einbringen zu können“. Auf eine Prognose, ob der frostige Start in den Frühling die Imkerei und die Honigernte insgesamt in diesem Jahr nach hinten wirft, möchte sich Netzeband allerdings nicht festlegen. Wenn es in der nächsten Zeit anhaltend warm wird und bleibt, kommen die Imker vielleicht noch mit einem blauen Auge davon. Kleine und große Honigschlecker werden’s ihnen danken.
In Mülheims einzigem Imkerverein haben sich 37 Imker mit 155 Bienenvölkern versammelt. Und Nachwuchs? „Wir haben wenige junge Leute, der Altersschnitt liegt bei 55 Jahren.“ Reinhard Netzeband kümmert sich um seine neun Stöcke in Heißen nahe des Rhein-Ruhr-Zentrums auf der Stadtgrenze zu Essen. Damit liegt er im Essener Faulbrut-Sperrbezirk, da diese Krankheit bei Bienen eines Imker in der Nähe ausgebrochen sei. „Diese Bienen-Krankheit hat aber keine schädigenden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.“ Die Honigproduzenten liefern uns natürliche Lebensmittel. Und die Imker werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass immer mehr Bienenvölker durch Pestizid-Einsatz bedroht und durch Monokulturen in der Landwirtschaft geschwächt werden.