Manchmal sind es Zufälle, die ein Leben verändern. So war das bei Helmut Storm. Als er 14 war, musste er vor seiner Haustür einen Autounfall mit ansehen. „Wir standen dumm rum und konnten nicht helfen“, erinnert er sich Storm an das unangenehme Gefühl der Hilflosigkeit, das er damals mit den Passanten am Unfallort teilte. Das war vor fast 50 Jahren. Heute sieht Storm zurück auf 30 Jahre Berufstätigkeit als Kreisgeschäftsführer des DRK. Eine Zeit, die im Mai endet. Storms Motivation aber ist unverändert.

Ein bewegendes Erlebnis

Das Erlebnis von damals bewegte ihn, sich beim Roten Kreuz für einen Erste-Hilfe-Lehrgang anzumelden. Solche Lehrgänge kamen damals erst ab 25 Teilnehmern zustande und er war erst der Zweite auf der Anmeldeliste. Deshalb überredete er einige Mädchen und Jungen seines Realschuljahrgangs, an der Oberstraße, sich zum Erste-Hilfe-Kurs anzumelden. Das Experiment gelang, der Kurs wurde voll.

Danach war Storm beim Jugendrotkreuz aktiv und meldete sich wenige Jahre später bei der neu aufgebauten Wasserwacht an. „Mathe und Sport waren für mich in der Schule immer der Horror. Doch beim Schwimmunterricht war ich auch mal vorne dabei“, erklärt Storm. 15 Jahre sollte er die Wasserwacht später leiten, ehrenamtlich.

Justizbeamter am Gericht

„Das hat etwas mit Anerkennung und Gemeinschaft zu tun und dem ungemein motivierenden Gefühl, gemeinsam mit anderen an einer wichtigen Aufgabe zu arbeiten“, erklärt Storm, warum er sich viele Jahre ehrenamtlich engagierte, ehe er 1983 als Geschäftsführer des Kreisverbandes hauptamtlich für das Rote Kreuz aktiv wurde. „Eigentlich habe ich an so etwas nie gedacht. Denn ich war ja Justizbeamter beim Landgericht Duisburg.“.

Es war sein Vorgänger Hans Schulz-Thomale, der damals in den Ruhestand ging und ihn überzeugte, sein Hobby zum Beruf zu machen. Jetzt steht Storm (inzwischen bald 63) selbst vor dem Ruhestand. An einem seiner letzten Arbeitstage wird er im Mai mit einigen Wegbegleitern eine Ruhrtour machen, eine schöne Erinnerung an seine lange Zeit bei der Wasserwacht.

Was hat er in seiner langen Amtszeit erreicht? „Ich habe nichts erreicht. Wir haben gemeinsam etwas erreicht. Denn ich bin nur ein kleines Rädchen im großen Räderwerk des Roten Kreuzes“, sagt Storm bescheiden. Und dann fügt er hinzu: „Ich habe an der einen oder anderen Stelle mitgewirkt.“

Solche Stellen waren beispielsweise der Um- und Ausbau der DRK-Standorte Heinrich- und Hansastraße, die Sanierung der Geschäftsstelle an der Löhstraße oder die Integration des Roten Kreuzes in den kommunalen Rettungsdienst. „Es motiviert unsere Sanitäter, wenn sie ihr Wissen in der Praxis anwenden können und sich nicht nur theoretisch auf den Katastrophenfall vorbereiten“, so Storm.

Die Enttäuschung

Eine Katastrophe war für das DRK und seinen Geschäftsführer die Aufgabe des eigenen ambulanten Pflegedienstes im Jahr 2001: „Da ist uns finanziell einiges aus dem Ruder gelaufen“, räumt Storm ein. Eine Erfolgsgeschichte wurde dagegen der 1996 von ihm mitinitiierte Hausnotrufdienst, dem sich inzwischen 670 alleinstehende Senioren angeschlossen haben, um im Notfall daheim schnelle Hilfe zu bekommen. Auch das Angebot Essen auf Rädern wurde unter Storms Führung ausgebaut, stagniert aber derzeit bei 180 Senioren, die sich vom Roten Kreuz täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgen lassen.

Nicht nur als DRK-Geschäftsführer, sondern auch als Vorsitzender des Seniorenbeirates stellt Storm immer wieder fest, „dass es oft ein Problem der Kommunikation, aber auch der Eigeninitiative ist,“ wenn Senioren von Hilfs- und Beratungsangeboten gar nicht wissen.

Angesichts von über 40 hauptamtlichen Mitarbeitern und über 400 ehrenamtlich aktiven Mitgliedern des Roten Kreuzes, zu denen noch einmal über 300 Mitglieder im Jugendrotkreuz kommen, findet Storm, „dass wir über das Engagement im Roten Kreuz derzeit nicht klagen können.“ Besonders freut er sich über die 14 Mitarbeiter, die beim DRK ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren und so den Wegfall des Zivildienstes ausgleichen.

Der demographische Wandel

Doch langfristig sieht er mit dem demographischen Wandel „ein dauerhaftes Problem“, wenn immer weniger junge und immer mehr alte Menschen da sein werden und auch das Rote Kreuz zu Leistungseinschränkungen gezwungen sein könnte. Mit Blick in die Zukunft wünscht sich Storm denn auch zum Abschied aus dem Berufsleben keine persönlichen Geschenke, sondern Spenden für das Jugendrotkreuz.

Die Realisierung des barrierefreien Neubaus einer Einsatzleitstelle, in der die Geschäftsstelle und die bisher an der Heinrichstraße ansässige Rettungswache unter einem Dach Platz finden, muss Storm bereits seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger überlassen.