Der Abriss des Kaufhofs rückt immer näher. Wie erwartet (die NRZ berichtete am 25. März), ist es dem hessischen Immobilienentwickler Rosco nicht gelungen, fristgerecht bis Ende des Monats ein tragfähiges Einzelhandelskonzept für den Leerstand im Herzen der Stadt auf die Beine zu stellen. Rosco und der Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister werden in den nächsten Tagen ihre Liaison auch formell beenden, wie Hoffmeister bestätigte. Rosco wollte demnach ein weiteres halbes Jahr Zeit, um vor allen Dingen bessere Zufahrten zum Gebäude zu erreichen. Davon allerdings wollte Hoffmeister nichts mehr wissen. Er wird jetzt an Plan B arbeiten; dem Abriss und der nachträglichen Nutzung als Parkplatz - ohne den denkbaren Erhalt ganz aus den Augen zu lassen. Hoffmeister glaubt als Kaufmann an das Mögliche und immerhin, noch gibt es ja Interessenten.
Aufruf an die Bürger
Vor einigen Wochen etwa überraschte das wieder erstarkte Einzelhandelsunternehmen Woolworth mit der Mitteilung, erneut in Mülheim einen Standort eröffnen zu wollen und bat um Hinweise auf einen geeigneten Standort aus der Bevölkerung. Das war mehr als ein guter Marketing-Trick, wie Hans-Dieter Schindel, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Gespräch betont. „Diese Aufrufe haben reiche Früchte getragen. Wir hatten eine Riesenresonanz.“ 2010 wurde nach einer wirtschaftlichen Krise etwa die Hälfte der damals 310 alten Standorte, zu denen auch Mülheim zählte, aufgegeben und das Unternehmen neu aufgestellt. Seitdem sind 81 neue Standorte eröffnet worden. 30 bis 50 neue Filialen sollen jährlich eröffnet werden, bis das mittelfristige Ziel von 500 Standorten erreicht sei.
An den Standorten zu denen Woolworth zurückgekehrt sei, sei das Warenhaus, das sein Sortiment von über 20 000 auf 5000 Artikel eingedampft hat, von den Kunden sehr willkommen geheißen worden, so dass man sich zu dem öffentlichen Aufruf entschieden habe. Die tatsächlichen Standorte würden dann aber mit der Unterstützung der Wirtschaftsförderung gesucht, so Schindel.
Entmutigt aber die desolate Situation der Innenstadt, insbesondere in der Schloßstraße nicht? Viele Geschäfte schließen. „Das sehen wir anders“, betont Schindel, der sich von der Situation vor Ort auch schon ein Bild gemacht hat. 54 Prozent der Mülheimer seien älter als 45 Jahre, das sei genau die Zielgruppe des in Unna ansässigen Traditionshauses, das seit 1926 in Deutschland besteht. Auch am Kaufhof hat Schindel Interesse. Er hätte sich schon eine Zusammenarbeit mit dem jetzt verabschiedeten Projektentwickler Rosco vorstellen können, mit dem Woolworth schon öfter kooperiert hat.
Woolworth wäre gerne einer von mehreren Mietern, in der Hoffnung darauf, dass in der Innenstadt ein Magnet entsteht. Ob solche Gedanken zum Tragen kommen, ist nun fraglicher denn je. Schindel glaubt aber, dass die Schloßstraße nur so funktionieren kann.
Das Handelsunternehmen sucht konkret 1000 bis 1500 Quadratmeter. Damit scheidet der deutlich kleinere Altstandort in unmittelbarer Kaufhofnähe aus. Die Treppe im Gebäude ist für Schindel ein weiteres Manko. Auch die Leerstände in der Schloßstraße hält er für ungeeignet: „Zu klein, zu eng.“ Verhandlungen würden allerdings mit zwei Standorten mehr oder weniger intensiv geführt: Einer befindet sich laut Schindel in der Fußgängerzone, der andere im Forum und offensichtlich sind beide Flächen derzeit noch mit Mietern besetzt. „Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr zu einem Abschluss kommen“, sagt Schindel. Außerdem geht er davon aus, dass die Immobilie dann noch hergerichtet werden muss und auch an der Fassade etwas getan werden müsse.
Das Sortiment von Woolworth konzentriert sich auf Bereiche, die ansonsten „fast ausgestorben sind“: Kurzwaren, Haushaltswaren und Heimtextilien. „Wir sind kein Erlebniskaufhaus, sondern ein Haus für den täglichen Bedarf“, so der Woolworth-Chef über die Ausrichtung der Kette.