Mülheim.

Beim Aktionstag des Deutschen Roten Kreuzes am Samstag im Forum heißt es, Farbe bekennen. 35 Jahre sind seit meiner Führerscheinprüfung und dem dafür vorgeschriebenen Erste-Hilfe-Kurs vergangen. Seither habe ich mich nicht mehr ernsthaft mit dem Thema beschäftigt, bin glücklicherweise auch noch nie in eine Unfall-Situation gekommen. Nun also will ich mir die lebensrettenden Übungen noch einmal aus der Nähe ansehen, am besten sogar ausprobieren.

Mülheims DRK-Ausbildungsleiter und Lehrrettungsassistent Jörg Kleffken und sein Team stehen für Fragen der Passanten bereit. Eine Übungspuppe, ihr offizieller Name „Aed Resusci Anne“, liegt auf dem Boden, damit man an ihr Wiederbelebungsmaßnahmen mit und ohne Aed, dem Automatisiertem Externen Defibrillator, üben kann.

Defibrillator an vielen Orten

Ausbildungsleiter Daniel Liesinger demonstriert einigen Bürgern seine Benutzung. „Mittlerweile gibt es an den meisten öffentlichen Orten in Mülheim einen Defibrillator, die Handhabung ist mittlerweile kinderleicht, das Gerät spricht und gibt genaue Handlungsanweisungen“, erklärt Jörg Kleffken. Erst kürzlich sei einem Menschen im Forum mit dem Gerät das Leben gerettet worden, nach zwei Wochen war er schon wieder auf den Beinen. Nach dem elektrischen Impuls des AED, den das Gerät bei Herzflimmern und -flattern freigibt, kann auch die Herzmassage und die Beatmung durch Mund- und Nase am Dummy geübt werden.

Ich fange meinen „Praxistest“ mit einem Motorradunfallopfer an. Jörg Kleffken fragt mich, was ich tun würde, um dem bewusstlosen Kradfahrer, in diesem Fall die scheinbar leblos daliegende 15-jährige Melissa Vogel vom Jugendrotkreuz, zu helfen. Ich sage spontan und wie ich es damals noch gelernt habe: „Auf keinen Fall würde ich den Helm abnehmen!“ Mit dieser Antwort liege ich leider ganz falsch. „Stellen Sie sich vor, die Person ist nur bewusstlos, könnte ganz leicht wiederbelebt werden und Sie können das wegen des Helms nicht machen“, erklärt der Ausbilder.

Deshalb gelte heute: In jedem Fall den Helm entfernen. Vorher solle man das Opfer ansprechen, leicht an seiner Schulter rütteln, dann das Visier öffnen, den Kopf leicht nach hinten ziehen um die Wirbelsäule zu entspannen, die Schließe am Helm öffnen, um den Helm vorsichtig nach hinten abnehmen zu können. Danach sei ein Blick in den Mund wichtig um zu prüfen, ob die Atmung nicht durch einen Gegenstand behindert ist. Die Atmung kann überprüft werden, indem man sein Ohr an den Mund des Opfers bringt. Oder man sieht nach, ob sich die Bauchdecke bewegt bzw. fühlt die Wangentasche. „Erst dann bringe ich die verletzte Person in die stabile Seitenlage,“ erklärt Kleffken.

Als nächstes übe ich einen Not-Druckverband nach einem imaginären stark blutenden Pulsader-Schnitt. Dass ich den Arm der Verletzten heben muss, ist mir klar, auch weiß ich, na ja, grob, wie ich den Verband hätte anlegen müssen. Aber das Abklemmen der Arterie und Vene am Oberarm durch Fingerdruck kommt mir nicht in den Sinn. Auch meine Herzmassagen-Technik lässt zu wünschen übrig.

Ich frage den Rettungsfahrer, ob Erste Hilfe am Unfallort häufig falsch gemacht werde? „Erst einmal danken wir am Unfallort jedem, der Hilfe geleistet hat“, betont Kleffken. „Spontan und reflexartig verhalten sich viele Menschen richtig, obwohl sie im Nachhinein manchmal sagen, dass sie Angst haben, etwas falsch gemacht zu haben, oder sich auch geekelt haben.
Aber ich sage meinen Kursteilnehmern immer: Ich möchte, dass ihr alle mir helft, wenn es nötig ist, auch wenn es nicht perfekt ist.“

Nach dieser kurzen Wissensüberprüfung gestehe ich mir ein, dass der Besuch eines erneuten, acht Stunden dauernden Kurses für „Lebensrettende Sofortmaßnahmen“, wie man ihn für einen Führerschein machen muss, oder sogar ein 16-stündiger „Erste-Hilfe Lehrgang“ beim DRK doch eine ganz gute Idee wäre.