Noch am 15. November 2002 hatte Dr. Jens Baganz angekündigt, er trete für eine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister an. Sieben Tage später erklärte er seinen Rücktritt.

Der CDU-Politiker begründete seine Entscheidung mit der privaten Beziehung zu der Gutachterin Dr. Ute Jasper, die ein Kind von ihm erwartete. „Diese Beziehung konnte den Anschein erwecken, als wenn sie die Ursache für die Beauftragung der Rechtsanwältin gewesen wäre. Da allein dieser Anschein zur Diskussion in Politik und Öffentlichkeit führen konnte, war mir ein weiterer Verbleib im Amt nicht mehr möglich”, begründete Baganz seinen Rücktritt.

Mit den Worten „Das war's Jungs”, verließ der OB die Krisenrunde mit seinen Parteifreunden Andreas Schmidt, Jörg Dehm und Stefan Zowislo. Die Zweifel, ob hinter dem Amtsverzicht nicht mehr stecken könnte, hielten sich – bis heute. Denn immerhin fielen in Baganz' Regentschaft so wegweisende Entscheidungen wie die Teilprivatisierung der Müllabfuhr und der Verkauf der städtischen RWW-Anteile an RWE. Millionen-Transaktionen, die Jasper begleitete und die politisch umstritten waren.

„Es darf kein Quäntchen Misstrauen zurückbleiben”, forderte FDP-Fraktionschefin Brigitte Mangen. Alle Fraktionen und Verwaltungschef Frank Steinfort (CDU) schlossen sich an. Der Rat beauftragte das Rechnungsprüfungsamt, die Vergabe der 50 Gutachter-Aufträge – zwölf davon an Jasper – während der Baganz-Ära zu überprüfen.

Zunächst gab es Anfang Dezember einen Bericht des Rechtsamts. Das Ergebnis: Der Stadt sei durch die Auftragsvergaben kein Schaden entstanden. Mitte Januar 2003 las das Rechnungsprüfungsamt der damaligen Verwaltungsspitze schon mehr die Leviten: Durch die „enge, persönliche Beziehung” von Baganz zu Jasper habe ein „Interessenkonflikt” bestanden. „Sowohl aus vergaberechtlicher Sicht als auch aus Sicht der Korruptionsprävention besteht in Fällen derartiger Befangenheit eine rechtliche Pflicht, von einer Beauftragung abzusehen”. Das Amt stellte Verstöße gegen das Vergaberecht fest und monierte, dass die Jasper-Kanzlei „quasi in die Rolle eines Hoflieferanten” gekommen sei. Eine vollständige Aufklärung erwarte man von der Staatsanwaltschaft. Die schloss im Mai 2003 die Akte Baganz: „Es gab keine konkreten Anfangsverdachtsmomente zu korruptivem Verhalten”, erklärte sie.