Dümpten. .

54 plus 44 macht zwar nicht exakt 100 – doch wird mit dem Bau von 44 Einfamilienhäusern am Von-Carnall-Weg in Dümpten das Mülheimer 100-Häuser-Programm für junge Familien abgeschlossen. Einer Neuauflage des Programms, wie jüngst von der SPD ins Spiel gebracht, steht Baudezernent Peter Vermeulen skeptisch gegenüber.

Ende 2006 bezogen junge Familien die ersten 28 Eigenheime aus dem Programm an der Hagenauer Straße in Saarn – 70 Kinder im Anhang. Fünf Jahre später zogen 26 Familien mit 49 Kindern in ihre neuen Eigenheime an der Straße „Auf dem Bruch“ in Dümpten. Nun soll ab Sommer wiederum für junge Familien am Von-Carnall-Weg (ehemals Sellerbeckstraße 8-36) gebaut werden. Als Bauträger hat die Stadt im Ausschreibungsverfahren NCC aus Fürstenwalde (Brandenburg) ausgewählt, nach eigenen Angaben Deutschlands größter Projektentwickler für Wohnimmobilien.

NCC will zwischen Sellerbeckstraße, Randenbergsfeld und A 40 44 Reihen- und Doppelhäuser errichten, die ersten Häuser sollen bereits im Frühjahr 2014 fertiggestellt sein. Laut Roger Baumgart von der Düsseldorfer NCC-Niederlassung sind die Bauanträge bei der Stadt eingereicht. Im Herbst 2016 sollen alle 44 Häuser stehen.

Drei Haustypen sind geplant, zwei mit Satteldach und einer mit Pultdach auf Grundstücken zwischen 140 und rund 400 m2. Die vollunterkellerten Häuser verfügen auf jeweils drei Etagen (inklusive Dachgeschoss) über 125 bis 140 m2 Wohnfläche, einen Pkw-Stellplatz und zum Teil über Dachterrassen. Die Kaufpreise bei schlüsselfertiger Übergabe liegen laut Baumgart zwischen 227- und knapp 290 000 Euro. „Wir beobachten eine starke Nachfrage für das Projekt“, so NCC-Projektleiterin Ines Hesper. „Bereits jetzt sind 15 der 25 Häuser im ersten Vertriebsabschnitt reserviert.“ Dies liege nicht zuletzt auch an der „großzügigen Förderung“ durch die Stadt. Diese hatte, um junge Familien an die Stadt zu binden, das Baugrundstück kostengünstig zur Verfügung gestellt.

Um dem Ziel des 100-Häuser-Programms zu entsprechen, ist NCC verpflichtet, beim Verkauf jene Familien zu bevorzugen, die bisher kein vergleichbares Wohneigentum in der Stadt besitzen und bei denen mindestens ein Kind unter zwölf Jahren im Haushalt lebt. Familien, die nach den Wohnraumförderbestimmungen des Landes Nordrhein-Westfalen förderberechtigt sind, erhalten einen Zuschuss für das Grundstück in Höhe von 15 000 Euro. Zusätzlich gewährt der Bauträger nach eigener Angabe ein „NCC-Kindergeld“ in Höhe von 1000 Euro pro minderjährigem Kind im Haushalt.

Die SPD wünscht sich für das 100-Häuser-Programm bekanntermaßen eine Neuauflage. Peter Vermeulen als Dezernent für Bauen und Planen ist allerdings skeptisch.

„Wir haben weiterhin Nachfragen von Familien, die Eigentum wollen, sich aber kein freistehendes Haus leisten können“, hatte SPD-Planungspolitiker Claus Schindler im Februar einen entsprechenden Vorstoß seiner Fraktion begründet. So ist die Verwaltung aufgefordert, auf Basis der Erfahrungen mit dem ersten Projekt eine Einschätzung abzugeben, ob in Mülheim weiterer Bedarf für den Bau relativ günstiger Eigenheime für junge Familien besteht.

In einem Gespräch jüngst mit der WAZ äußerte sich Dezernent Peter Vermeulen allerdings skeptisch. „Wir müssen erst einmal schauen, was das 100-Häuser-Programm überhaupt gebracht hat.“ Es zeige sich doch, dass die Eigenheime aus dem Programm „nicht viel preiswerter als auf dem freien Markt“ hätten angeboten werden können. „Ich glaube, dass der Markt da in gewisser Weise Grenzen aufzeigt.“ Für das Geld könnten Bürger möglicherweise auch alte Bausubstanz kaufen und umbauen. So sei infrage zu stellen, ob das Programm sinnvoll sei. Vermeulen sprach sich gegen eine „Hochverdichtung“ aus.

SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering fordert den Planungsdezernenten hingegen auf, mögliches Bauland für ein neues 100-Häuser-Programm ausfindig zu machen, auch wenn sich auf den ersten Blick keine geeignete Fläche zeige. „Da muss er sich ein bisschen anstrengen, er will ja schließlich wiedergewählt werden.“