Wer das Pro-NRW-Plakat anschaut, soll Angst vor Fremden bekommen. Minarette und eine mit Burka verhüllte Frau auf der Deutschlandfahne machen Angst vor einer angeblichen Islamisierung unseres Landes. Das Verfahren hat Methode und kommt auch am Montag vor dem Flüchtlingsheim an der Eltener Straße zum Einsatz: Die Behauptung an sich genügt den Rechtsextremisten. Belege oder Beweise treten sie nie an, wollen es auch gar nicht. Sie spekulieren darauf, dass das Thema breit aufgegriffen wird - und sei es kontrovers und gegen sie gerichtet. Die erhoffte Wirkung: Kein Rauch ohne Feuer; so soll es bei politisch wenig Interessierten ankommen. Pro NRW kalkuliert also die erwarteten Solidaritätsfeste aus der Bürgerschaft gegen den Aufzug ihrer Handlungsreisenden in Sachen Propaganda immer auf ihrer Haben-Seite mit ein.

Das Verfahren kennt nur Nuancen. Gegen den Moscheeneubau in Styrum agitierte Pro NRW im April 2012 auf seiner Internetseite mit der Schlagzeile: „Mülheim: Pro NRW sagt Nein zur Islamisierung.“

Im Landtagswahlprogramm von 2010 kann man nachlesen: „Pro NRW sagt Nein zur Einwanderung in unsere Sozialsysteme, zu Asylmissbrauch, Überfremdung und Islamisierung.“ Nichts davon hat faktenbasierte Substanz. Pro NRW will auch gar nicht, anders als die NPD früher, argumentieren. Ein Gefühl zu schaffen reicht der Gruppierung völlig. Pro NRW selbst sieht sich denn auch als freiheitlich-konservative Bürgerbewegung. Landesinnenminister Ralf Jäger spricht mit Blick auf Pro NRW von „Extremisten in Nadelstreifen“, deren „Hetzkundgebungen schäbig und gefährlich für das friedliche Miteinander im Land“ seien. Im 2011 veröffentlichten Verfassungsschutzbericht des Landes schreibt der Minister: „Pro NRW ist gefährlich für die Demokratie in Nordrhein-Westfalen. Getarnt in einem bürgerlichen Gewand und hinter einem unverfänglichen Namen - Bürgerbewegung - versucht sie bewusst Ängste vor Überfremdung zu schüren und darüber ihre antidemokratische und ausländerfeindliche Politik zu transportieren.“

Der gleiche Verfassungsschutzbericht weist darauf hin, dass Pro NRW Kontakte zu rechtsextremen und ausländerfeindlichen Organisationen im In- und Ausland unterhalte. Die Bekenntnisse zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung schätzen die Verfassungsschützer mit Blick auf die politische Praxis von Pro NRW als „ersichtlich unglaubwürdig“ und „taktisch bedingt“ ein. Außerdem attestiert der Verfassungsschutzbericht Pro NRW, den Islam als Religion mit politisch motiviertem Extremismus, Kriminalität und Terrorismus gleichzusetzen.

Im Februar 2011 urteilte das Düsseldorfer Verwaltungsgericht, dass Pro NRW die Beobachtung durch den Verfassungsschutz als rechtens dulden müsse.

2007 gegründet, hat Pro NRW nach eigenen Angaben rund 2100 Mitglieder in acht Bezirksverbänden und über 50 kommunale Mandatsträger. Der Verfassungsschutz geht von 350 Mitgliedern und 45 kommunalen Mandatsträgern aus. Der Vorsitzende von Pro NRW, Markus Beisicht, war früher bereits für die Republikaner aktiv und führt seit 2009 die Leverkusener Stadtratsfraktion von Pro NRW.

Bei der Landtagswahl 2012 errang Pro NRW landesweit 1,5 Prozent der Stimmen. In Mülheim bekam die Partei allerdings nur 18 Zweitstimmen.