Mülheim..

Die Schlagzeuger sehen jetzt endlich auch mal Tageslicht, die Streicher sind von der Akustik begeistert, die Pianisten können die City überblicken. Allein die Bläser unterm Dach haben Probleme – Posaunen und Trompeten übertönen den Schallschutz.

Doch auch das, ist Musikschulleiterin Bärbel Frensch-Endreß sicher, lässt sich beheben. Erst mal, findet sie, müssen alle ankommen und sich einleben. Seit Dienstag läuft der Unterricht im Haus der Stadtgeschichte. Schon jetzt zeigt sich: Das modernisierte Gebäude begeistert und motiviert Lehrer wie Schüler.

Einige Arbeiten laufen noch

Improvisation ist Musikern ja nicht unbekannt, und so weiß sich das Team der Städtischen Musikschule zu helfen. Ein gelber Haftzettel pappt etwa am Geländer im Foyer. „Musikgarten D2“ steht darauf und weist den Weg zur musikalischen Früherziehung. Raum D2 zu finden, ist jedoch nicht so einfach.

Die Wände sind noch weiß und nackt, Wegweiser fehlen fast komplett, und im Aufzug sind die Etagen mit Zahlen statt mit Buchstaben markiert. Das soll sich ändern, zudem ist ein Farbleitsystem geplant – aber eben noch nicht fertig. Noch sind Handwerker drinnen wie draußen beschäftigt, aber der Alltag wird bereits geprobt.

Der Lehrer lobt die Akustik

Auf Ebene E sitzt die 17-jährige Berenike Bick mit ihrem Lehrer Jan Bovermann am Klavier. Große Fenster hat sie im Rücken, durch die kann sie in die Ferne blicken. Hell und freundlich ist der Raum und groß. „Viermal so groß wie der alte“, schätzt sie. Ihr Lehrer lobt die Akustik. Die, sagt Bärbel Frensch-Endreß, sei allgemein gut. Ein Akustiker habe die Räume vermessen und Schallschutzmaßnahmen vorgeschlagen. Nur unterm Dach müsse nachgebessert werden. Die Übungen der Bläser seien bis in den Nebenraum zu hören. „Das merkt man aber erst in der Praxis“, ist die Leiterin gelassen. Vor Dienstag wurde nie ein Instrument an der Von-Graefe-Straße gespielt.

Zwei Etagen tiefer, auf Ebene B, zeigt sich, was die Musikschulleiterin meint, wenn sie sagt: „Die Türen halten viel ab.“ Drinnen spielt Cosmo Jombik Schlagzeug, auf dem Gang davor herrscht Ruhe. Pauken, Trommeln, Becken stehen kreuz und quer im Raum. „Am Dudel stand das Schlagzeug im Keller“, sagt Bärbel Frensch-Endreß. „Außerdem waren die Räume so klein, dass allein die Pauken auf mehrere Räume verteilt waren.“

Das Haus der Stadtgeschichte ist „etwas Besonderes"

So sehr die Leiterin das alte Gebäude an der Schleuseninsel schätzt, das Haus der Stadtgeschichte nennt sie „etwas Besonderes. Ich bin mir sehr bewusst, was die Stadt und alle Beteiligten hier bewirkt haben.“ Die neuen Räume möchte sie mit Leben füllen, sie inspirieren sie zu neuen Ideen. Wie der Innenhof: Noch ist er, umgeben von den schweren Mauern der ehemaligen Augenklinik, eine Baustelle, doch soll dort ein Garten entstehen. Ihn möchte Bärbel Frensch-Endreß zum Ort für Sommerkonzerte machen.

Gleich neben dem in grau gehaltenen, modernen Foyer liegt der Vortragsraum. Rund 100 Menschen finden darin Platz – vorher hatte die Musikschule Raum für 40 Zuhörer. Konzerte, die bisher in Aulen und im Kammermusiksaal der Stadthalle stattfanden, sollen nun dort abgehalten werden. Auch Jeki-Kinder, die sonst Außenstellen unterrichtet werden, sollen so ans Haus angebunden werden.

Rund 4500 Schüler nutzen Angebote der Musikschule. „Wir sind ein Bürgerhaus“, sagt Frensch-Endreß, die auf gute Nachbarschaft setzt. Damit meint sie die Anwohner an der Von-Graefe-Straße, bei denen sie sich in Kürze mit einem Brief vorstellen möchte. Und sie meint das Stadtarchiv. Das wird voraussichtlich im Sommer das Haus der Stadtgeschichte beziehen.

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