Als Ute Zimmermann gestern Morgen aufwachte, staunte sie nicht schlecht: Quasi über Nacht hatte sich der William-Shakespeare-Ring in eine Hauptverkehrsstraße verwandelt. Der Grund: Die Straße Steinknappen ist momentan wieder für kurze Zeit gesperrt, weil der Kampfmittelräumdienst nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg sucht. Eine Maßnahme, die als Vorbereitung für eine notwendige Kanalsanierung dient. „Das stört uns auch gar nicht weiter. Wenn es nötig ist, muss die Straße eben gesperrt werden.“ Was die Mutter einer kleinen Tochter dagegen sehr stört, ist das Verhalten der meisten Autofahrer in der verkehrsberuhigten Zone. „Die meisten fahren hier viel zu schnell, auch wenn der Steinknappen nicht gesperrt ist.“ Seit die Umleitung eingerichtet ist und die Oxfordstraße sowie der William-Shakespeare-Ring als Ausweichstrecke für die Hauptverkehrslast dienen, sei es noch schlimmer geworden. Erlaubt sind dort maximal sieben kmh, in unmittelbarer Nähe befinden sich die Kindertagesstätte „Kindertraum“ und eine Schule.

Früher bereits Beschwerden

Von der Stadt fühlen sich Ute Zimmermann und ihr Mann Markus Scholz im Stich gelassen: „Es gab vor einiger Zeit mal einen Ortstermin, weil einige Nachbarn sich beschwert hatten.“ Doch damals seien die Anwohner mit den Worten „Da kann man nichts machen, das muss man so hinnehmen“ abgespeist worden. Auch der Vorschlag, eine Bodenwelle zu installieren, wurde damals mit dem Argument abgelehnt, dass diese ein Hindernis für einen Rettungswagen darstellen könnte.

Scholz, selbst Polizeibeamter in einer anderen Kommune, wünscht sich von der Verwaltung: „Die Stadt soll den verkehrsberuhigten Bereich kontrollieren. Denn diese Zone wird ja nicht ohne Grund eingerichtet worden sein, als will die Verwaltung ja auch, dass hier besonders langsam gefahren wird.“ Die Realität sehe allerdings anders aus. Die Eltern in dem Wohngebiet machen sich Sorgen um ihre Kinder: „Wir können sie ja nicht den ganzen Tag im Auge behalten, oder sie im Haus einsperren. Mann muss ja nicht warten, bis wieder etwas passiert.“ Damit spielt sie auf einen schweren Unfall an, der sich im Juli 2012 ganz in der Nähe passiert ist: Ein zehnjähriger wurde auf dem Heimweg an der Zeppelinstraße von einem Auto erfasst, als er an einer Ausweichhaltestelle ausstieg. Die Haltestelle stand vor dem Unfall bereits in der Kritik, wurde allerdings erst danach an eine sicherere Stelle verlagert.

Scholz: „Unsere Bitte ist, dass eine derartige Maßnahme mit Überwachungsmaßnahmen begleitet wird.“ Aus Erfahrung weiß er, dass es sich schnell herumspreche, wenn irgendwo geblitzt wird. „Die Autofahrer fahren dann von selbst schon viel langsamer.“

Auf NRZ-Nachfrage zeigte sich die Stadt in der Sache verständnisvoll: „Natürlich wollen wir, dass die Bürger sich sicher fühlen und führen dort ab sofort Geschwindigkeitskontrollen durch“, versprach Stadtsprecher Volker Wiebels.