Der Kunst- und Kulturbetrieb öffnet sich zunehmend dem städtischen Raum und dem Thema Stadtentwicklung. So startet die Ausstellung „Schauplatz Stadt“ am 17. März im Kunstmuseum. Ein Vorreiter auf diesem urbanen Gebiet war der Ringlokschuppen. Im Zuge des Strukturwandels ging man schon vor Jahren mit Projekten, Theater und Performances auf Straßen und Plätze, Brachen und setzte Zeichen im postindustriellen Neuland wie mit einem Raumfahrtprojekt bei der Triennale.
Netzwerke und Kooperationen
In Zusammenarbeit mit Raumlabor Berlin entstand 2009 die Eichbaumoper, bei der sich der Angstraum U-Bahn-Haltestelle temporär in einen Konzertsaal verwandelte. Beim Stadtjubiläum 2008 und im Kulturhauptstadtjahr 2010 setzte man auf die Inszenierung von Mülheims Mitte. Es folgten die Stadtspiele „Schlimm City“ 2011 und „Ruhrzilla“ 2012. Davon geblieben ist die „Dezentrale“, wo kürzlich ein kreativer Treffpunkt für Frauen eröffnet wurde. „Gerade daran sieht man, wie mit solchen Dingen Aktivierungspotenzial in den gesellschaftlichen Gruppen zu finden ist“, sagt Holger Bergmann, Künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens. Ein Theater geht raus zu den Menschen und will auch bewirken, dass sich die Wahrnehmung einer Stadt verändert, wenngleich Kunst sicher keine Lösung für die Probleme leidender Innenstädte sein kann. Zumindest haben diese Ansätze überregionale Beachtung gefunden und wurden breit diskutiert. Schlimm-City war sogar für den Bundeskulturpreis 2012 nominiert. „Wir stehen für etwas, wie sich Kultureinrichtungen für Menschen neu öffnen können“, betont Bergmann. Und so wird neben dem regulär laufenden Kulturbetrieb im Ringlokschuppen alles dran gesetzt, die Stadtraumprojekte fortzuführen: Auch in diesem Jahr gibt es ein neues Stadtspiel vom 13. bis 22. September unter dem wortwitzigen Titel „Momentan-Industrie“. Von „Montan-Industrie“ her abgeleitet, geht es darum, „die Bewegung des Ruhrgebiets aufzuzeigen, das vom starken Ausschöpfen der Ressourcen zu einer schöpferischen Region wird“, erläutert Bergmann. In einer zunehmend digitalen Gesellschaft braucht es kaum noch raumübergreifende Großprojekte, sondern da greifen andere Mechanismen, wo vor allem Flexibilität gefragt ist.
Doch von Frühjahr bis Sommer sind zunächst vier Künstlergruppen im Auftrag der Zürcher Hochschule der Künste unterwegs, die Mülheims Straßen erkunden. Die Ergebnisse sollen im Herbst präsentiert werden. Da sich Bergmann als ein Netzwerker der Region versteht, wird es im Herbst 2014 wieder eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale geben. Geplant sei eine Rundreise durch Städte des Ruhrgebietes. Also: Theater über die Kirchtürme hinweg.