Baulärm erfüllt die hohen, langen Flure und leichte Staubnebel tanzen vor den großen, hellen Fenstern. Schon nächste Woche werden sich die Musikschüler auf dem neuen Gelände der städtischen Musikschule an der Von-Graefe-Straße tummeln. Bis dahin muss sich in dem 5 200 Quadratmeter großen Gebäude aus dem Jahr 1907 aber noch einiges tun: Denn jetzt fahren riesige Bagger umher, der Haupteingang ist abgesperrt und inmitten dieses Trubels, sammelt sich eine Gruppe von Musikschullehrern und -freunden, um die neue Umgebung zu erkunden.

„Ich fühle mich der Musikschule sehr eng verbunden“, sagt Meta Lilienthal, die seit 57 Jahren in Mülheim wohnt und sich sogar erinnern kann, wie die Musikschule in der Villa Priestershof ausgesehen hat, bevor sie an die Ruhr umgezogen ist. Regelmäßig hat sie ihre Töchter zum Akkordeon-Unterricht gebracht, eine von ihnen ist heute sogar Lehrerin dort. Beeindruckt steht sie vor dem neuen Gebäude.

Büro größer als die erste Wohnung

Mit schlammverschmierten Schuhen macht sich die Gruppe mit Musikschulleiterin Bärbel Frensch-Endreß durch den Hintereingang auf den Weg ins Gebäude, dessen Umbau von der alten Augenklinik 12,5 Millionen Euro gekostet hat. Immer wieder hat sich die Sanierung verzögert, seit drei Jahren warten die Musiklehrer auf diesen Moment. Mit dem Aufzug geht es in den vierten Stock. Die einen sind gespannt, die anderen ungeduldig. Sie alle möchten ihren neuen Arbeitsplatz sehen. „Super schön“ - „Unglaublich“ - die Lehrer bewundern ihre neuen Räume. Viele sind größer, mit schönen Dachschrägen in der obersten Etage. Jedem wird sein Raum aufgeschlossen. Es geht Etage für Etage durchs Haus, durch viele der 45 Räume. Drum herum werden letzte Bauarbeiten verrichtet, alles blank geputzt.

Angekommen in der Verwaltung, wird auch das Büro von Musikschulleiterin Frensch-Endreß gezeigt: „Es ist größer als meine erste Wohnung.“ Der Blick aus den zahlreichen Fenstern reicht vom Rand bis weit über die Mülheimer Altstadt.

Ob die neue Lage und das Gebäude die Schüleranzahl verändern wird, darüber scheinen sich die Lehrkräfte nicht einig zu sein. Einige haben Sorge, dass vor allem Eltern jüngerer Kinder, das zusätzliche Umsteigen nicht begrüßen werden, und diese Schüler nun vielleicht nicht mehr kommen werden. Andere haben da keine Bedenken, sie setzen teilweise eher darauf, dass die Schülerzahl aufgrund der neuen Lage und des neuen Gebäudes steigen wird. Und schon jetzt ist klar, dass die 4 500 Musikschüler nicht alle in der Schule untergebracht werden können. „Es wird auch weiterhin Unterricht außerhalb der Musikschule stattfinden“, bestätigt Frensch-Endreß.

Schließlich schreitet die Gruppe die Treppe in die große Eingangshalle hinab. Dort werden zukünftig Ausstellungen des Stadtarchivs zu sehen sein. „Hier ist viel Raum für Ideen und gemeinsame Projekte“, sagt Peter Karkowski, Gitarrenlehrer an der Musikschule: „Im Haus der Stadtgeschichte werden schließlich zwei kulturelle Einrichtungen vereint.“ Von der Eingangshalle blicken die Besucher auf den Innenhof. Ein Außengelände, das im Sommer Gelegenheit bieten wird, auch Konzerte unter freiem Himmel aufzuführen.

Das größte „Schmuckstück“ präsentiert Frensch-Endreß zum Schluss: den neuen Saal für Konzerte, in dem bis zu hundert Leute Platz finden. Dessen Schallqualität probierten die Lehrer gleich aus: Mit Klatschen, Rufen und Pfeifen: Alle waren erfreut mit dem Ergebnis. Von dem sich sich in der kommenden Woche dann endlich auch die Schüler überzeugen können.