Knapp drei Monate, nachdem Kulturdezernent Ulrich Ernst im Kulturausschuss eine Rettung des Seniorentheaters Spätlese unter dem Dach des Theaters an der Ruhr in Aussicht gestellt hatte, gewinnt diese Lösung zunehmend Kontur. Die Integration der etwa 30-köpfigen Truppe, die seit 1990 besteht und seitdem von dem Theaterpädagogen Eckhard Friedl geleitet wird, nehmen die Profis am Raffelberg sehr ernst, sie läuft nicht einfach so nebenher.
Geschäftsführer Sven Schlötcke spricht von einer sehr interessanten, aber auch mutigen Konstellation, „die künstlerisch sehr vielversprechend ist.“ Auch Förderanträge für diese Arbeit seien schon in Vorbereitung. Aber es müsse sich im gegenseitigen Einvernehmen entwickeln, deshalb will er nicht ins Detail gehen. Bei einem von mehreren Treffen mit den Senioren hatte auch Theaterchef Roberto Ciulli klargemacht: „Die Chemie muss stimmen.“ Zuletzt hatten sich die Mitglieder von Spätlese seine Woyzeck-Inszenierung angesehen und anschließend mit der künstlerischen Leitung und Ensemblemitglieder zusammen gesessen. Am Sonntag ist der Gegenbesuch im Theaterstudio an der Adolfstraße vorgesehen, wo „Bis zum Letzten“, ein Stück über die Situation von Pflegenden Angehörigen gezeigt wird.
Inzwischen ist auch ein Name durchgesickert, der mit der Leitungsarbeit betraut werden soll. Es ist Jörg Fürst, der in der freien Kölner Theaterszene aktiv ist. Der 43-Jährige, der für seine Projekte schon mehrere Preise erhalten hat, ist der Gründer des Theaters A.Tonal.Theaters und Mitbegründer des Ensemblenetzwerkes Freihandelszone. Er hat unter anderem Regieassistenz bei Robert Wilson und am Berliner Ensemble gemacht, arbeitet als freier Autor für den WDR und als Theaterpädagoge mit Jugendlichen. Äußern will er sich noch nicht. „Es soll nichts über Köpfe hinweg entschieden werden“, sagt er. In den nächsten Tagen werde er sich mit dem bisherigen Leiter, Eckhard Friedl, treffen. Die jüngste Produktion „Nachtmahl“ hätte er sich schon angesehen, wenn sie nicht aus Krankheitsgründen abgesagt worden wäre.
„Wir fühlen uns hier sehr gut angenommen“, sagt Ensemble-Mitglied Marlis Lönne über das Theater an der Ruhr und spricht von großer Wärme und Herzlichkeit. Die 71-Jährige ist gespannt, wie es weitergeht. Warum es mit dem bisherigen Leiter nicht weiter gehen konnte, ist ihr allerdings weiterhin völlig unverständlich. Sie würde sich freuen, wenn es weiterhin möglich ist, dass das Theater seine eigenen Stücke zu aktuellen Themen macht. Noch wichtiger ist ihr, dass klar ist: „Es gibt uns noch und es wird uns auch noch länger geben.“