Oberhausen. .

Die Zukunft der Baugewerke wird die Innung für Metallhandwerke im Sommer mit NRW-Bauminister Michael Groschek diskutieren, denn eben die zeichnet Ralf Kramer ziemlich düster. Im Zentrum seiner Kritik stehen Ausschreibungen für Bauaufträge, die lokale (kleine) Handwerksunternehmen regelmäßig ins Abseits stellen.

Das Thema ist nicht einfach, und passenderweise sucht Ralf Kramer, Obermeister der Innung für Metallhandwerke Mülheim/Oberhausen, für seine Erklärungen Halt bei einem Geländer. Von einem „Standard-Modell“ geht Kramer in seinem Beispiel aus, das einen Kellerabgang säumt, eine kurze, eine lange Seite hat und aus Metall gefertigt ist, ohne Schnickschnack. Ordert man so ein Geländer bei drei verschiedenen Metallbaubetrieben, erhält man höchstwahrscheinlich drei verschiedene Kostenvoranschläge. Denn, so Kramer: „Es gibt im Metallbau außer den Türöffnungspauschalen keine festen Arbeitswerte.“ Das will der Obermeister ändern und startete eine Initiative, in die er den Bundesverband einbezieht. Für Kramer ist das ein Weg, wie sein Handwerk auf den immer härter werdenden Wettbewerb reagieren und ihn letztlich transparenter gestalten kann.

Kostenrechnungen alle falsch

Ein Kritikpunkt ist eine zunehmende Anonymisierung des Ausschreibungsverfahrens, die durch eine Vergabeplattform im Internet noch begünstigt werde. „Das Handwerk verschwindet hinter Generalunternehmern.“ Diese Entwicklung, weiß Kramer, kann er nicht aufhalten, doch er will ihr begegnen: Die Ermittlung und Festlegung von Arbeitswerten gebe seinen Innungsmitgliedern etwas an die Hand, mit dem sie erläutern können, warum ein Kostenvoranschlag realistisch ist – oder eben nicht. Gedanklich ist man schnell bei Großprojekten in Berlin oder Stuttgart, wenn Ralf Kramer sagt: „Die Kostenrechnungen sind momentan alle falsch.“ Weil sich alle unterböten und dann „30 Prozent unter einem Preis bleiben, der schon gar nicht geht“. Weil in der Aufstellung Kosten für den Schallschutz fehlten. Weil Statik und Bauphysik nicht berücksichtigt würden. Weil kaum mehr Zeichnungen die Betriebe erreichten. Gehe diese Entwicklung weiter, „reduzieren wir Handwerker auf das Niveau der abhängigen Selbstständigkeit“. Denn alle Kostenvoranschläge, die von einem Stundensatz von unter 40 Euro ausgingen, könnten keinen Tariflohn bezahlen. „Wir brauchen eine Wertediskussion, die auch preislich gedacht ist“, fordert Kramer, denn dann sei man „schnell bei der menschlichen Komponente“.

Am Ende des Pilotprojekts, das die Innung für Metallhandwerke Mülheim/Oberhausen gemeinsam mit dem Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung, REFA, umsetzt, soll eine Software stehen, die Arbeitswerte errechnet und so Kostenkalkulationen einfacher und vergleichbarer macht. Für die Innung ist das weitgehend Neuland; sie kennt bisher nur eine Preistabelle mit festgelegten Arbeitswerten: die Türöffnungspauschale. Die Preistabelle gilt bundesweit, wurde aber von der Innung für Metallhandwerke Mülheim/Oberhausen auf örtliche Begebenheiten angepasst und ist nach Uhrzeiten und Komplexität des Einsatzes gestaffelt.

Steht man beispielsweise werktags zwischen 8 und 18 Uhr vor einer Tür mit Profilzylinder, die hinter einem ins Schloss gefallen ist, und ist diese Tür innerhalb von 15 Minuten geöffnet, beträgt die Türöffnungspauschale der Innung laut Ralf Kramer 71,40 € plus 21,42 € Anfahrt, macht insgesamt 92,82 €. Werktags zwischen 18 Uhr und 22 Uhr sowie samstags erhöht sich das auf einen Gesamtpreis von 128,52 €. Nach 22 Uhr sowie sonn- und feiertags muss man mit 164,22 € rechnen. Darin sind keine Materialien enthalten.

Dies, betont Ralf Kramer, sind jedoch keine verpflichtenden Preistabellen. Zudem seien viele Schlüsseldienste keine Innungsmitglieder. Die Folge: Die Preise, die der Kunde zahlen muss, können stark voneinander abweichen – im besten Fall falle die Rechnung aber auch günstiger aus, heißt es.