Hundert, wenn nicht 150 Bewohner des Freizeitparks sind Männer und Frauen der ersten Stunde. In den frühesten 70ern schleppten sie Campinggas-Flaschen herbei und legten Sickergruben an. Erhard Fischer, der Gründer und bis heute Geschäftsführer, ging ein hohes persönliches Risiko ein.
Vor ungefähr fünf Jahren gab es ein großes Zeltfest am Entenfang. Organisiert von Erhard Fischer, dem Gründer und Seniorchef am Platz. Fischer wollte den Leuten etwas Gutes tun und hatte diese Idee: Freier Eintritt für alle, die mehr als 30 Jahre da sind. Er rechnete durch und stellte fest: „Das ging gar nicht. Dann wäre das Zelt voll gewesen.”
Besonders beweglich sind sie anscheinend nicht, die Bewohner der „mobilen” Heime. Hundert, wenn nicht 150 Personen, die heute hier leben, sind schon in der Anfangszeit zugezogen. Heißt: In den frühesten 70er Jahren.
Der Pionier schlechthin ist Erhard Fischer selber, geboren in der Nähe von Kamen, schon als Knabe nach Mülheim gezogen, gelernter Beamter in Diensten der Stadt. Ein persönliches Risiko ging er 1970 ein, als aus dem Waldstück am See der Freizeitpark wurde.
Die schwierigste Phase? „War die Anfangszeit”, sagt der inzwischen fast 82-Jährige, „als ich merkte, wie teuer das wurde.” Vor allem die Stromversorgung: Allein, ein Kabel von der Polizeiwache an der Autobahn bis zur Trafostation des Platzes zu legen, habe seinerzeit 950 000 DM gekostet.
Wenig später aber kam, auf der Campingmesse in Essen, erster geschäftlicher Erfolg: „Eine lange Schlange von Leuten, die sich anmelden wollten.” Etwa 300 Mietverträge hätten sie vor Ort unterschrieben, danach waren zwei Drittel der Stellplätze vergeben.
Anfangs standen vorwiegend Wohnwagen. Zum Wochenende kamen die Camper, lebten werktags woanders. Die Brinkmanns beispielsweise, Heinz und Anni, beide 79, Mann und Frau nahezu der ersten Stunde. 1972 entdeckten die Essener den Platz für sich. Sie pendelten einige Jahren zwischen Mietwohnung und Caravan, mit Tendenz zu letzterem, erkannten irgendwann: „Nur noch zum Treppen- und Fensterputzen nach Essen zu fahren, ist Quatsch.”
Konsequenz: Kauf des ersten Mobilheimes anno 1977, das damals – hartnäckig heruntergehandelt – um die 15 000 DM kostete. 1988 gaben sie die Wohnung endgültig auf. Heinz Brinkmann, von Beruf Schlosser, fuhr vom Entenfang aus noch allmorgendlich zu seinem Arbeitsplatz in Wuppertal, Sohn und Tochter waren schon erwachsen. Zugleich leisteten sich die Brinkmanns ein neues Heim, in dem sie bis heute wohnen. 40 qm mit adrettem Mini-Garten, gut beheizt (vor allem, wenn auf dem Herd Gemüsesuppe köchelt), sehr übersichtlich, sehr aufgeräumt.
Man sieht es nicht gleich, Anni Brinkmann sagt es aber: „Wir fühlen uns hier viel freier. Keiner schreibt uns vor, wann wir den Flur putzen müssen.” Zumal es diesen nicht gibt. Beide betonen, dass sie Frischluft schätzen, täglich „mindestens einmal um den See” spazieren. Ihr Mann erwähnt noch die „friedlichen Nachbarn”. Wenngleich Bonni, die um die Jahrtausendwende den beiden zugelaufene Siamkatze, diese Sicht nicht teilt. Weil im Mobilheim vis-à-vis eine verfeindete Artgenossin sitzt.
Die Brinkmann finden es „schwer zu sagen”, inwiefern sich das Leben am See über die Jahrzehnte verändert hat. Befinden dann: „Der Platz ist ruhiger als zu Anfang. Früher herrschte mehr Campingplatz-Atmosphäre mit viel Feiern.” Ihnen persönlich gefällt es jetzt besser. Und auch das: Ihr Mobilheim besitzt festen Wasser- und Gasanschluss. „Anfangs mussten wir Flaschen heranschleppen und eine Sickergrube anlegen.”
Bislang fährt Heinz Brinkmann selber Auto, für Erledigungen meist nach Duisburg-Bissingheim, was am nächsten liegt. Wie komfortabel ihr Alltag in noch höherem Alter sein wird, müsse man abwarten. „Die nächsten 21 Jahre halte ich hier noch durch”, das sagt er scherzhaft, weil seine Mutter in der Tat 100 ist.
Aber erst einmal, im Frühjahr, steht Anni Brinkmanns 80. an. Sie wird an ihrem Geburtstag in Urlaub sein, gesteht: „Ich geh' stiften, weil man sonst gar nicht weiß, wen von den Nachbarn man einladen, wo man die Grenze ziehen soll.” Denn das ist sicher: Unauffällig feiern kann man am Entenfang kaum.