Miteinander lachen - das verbindet. Humor ist also ein gutes Mittel, Menschen zusammenzuführen. Zumindest in der Theorie. Franz Firla will nun beweisen, dass dies auch in der Praxis funktionieren kann. Und zwar mit einem Projekt, das vor allem am heutigen „Tag der Muttersprache“ Aufmerksamkeit verdient. Mundart-Experte Firla versucht nämlich nichts Geringeres, als ausgerechnet mit Mölmsch Platt eine Brücke zwischen dem alten Mülheim und der Herkunftskultur vieler Mülheimer von heute zu schlagen, die in ihrer Familie eine Einwanderungsgeschichte aus der Türkei vorweisen können.

Zu diesem Zweck hat er eine neue literarische Figur geschaffen, die allerdings auf zwei Vorbilder zurückgreift, die in ihrem jeweiligen Kulturraum große Beliebtheit vorweisen. Mehmet Büteführ heißt der Held der kleinen Geschichten, die Firla nun regelmäßig auf der Homepage des Mülheimer Stadtmarketings (MST) veröffentlichen wird. Die literarischen Ahnen sind zum Einen, die im Orient sehr beliebte Figur Nasreddin Hodscha, zum Anderen das Mölmsche Original Jan Büteführ, Hauptperson in zahlreichen Dönnekes des Mundart-Dichters Fritz Sauerbrey.

„Als ich die ersten Geschichten von Nasreddin gelesen habe, da dachte ich gleich: So etwas hätte ein altes Mülheimer Original auch erzählen können“, beschreibt Firla seinen Eindruck, als er zum ersten Mal die Geschichten um den orientalischen Schelm gelesen habe. „Er ist so eine Art türkischer Till Eulenspiegel. Nur etwas philosophischer. Während Till den Menschen ja meistens eher einen Streich spielt, bringt Nasreddin sie eher durch eine weise Bemerkung dazu, sich den Spiegel vorzuhalten. Das führt immer dazu, dass man eine andere Perspektive auf etwas einnimmt und anfängt nachzudenken. Dies gelingt auf schelmische Art. Und Schelme waren eben die alten Originale aus Mülheim auch.“

Firla hat nun angelehnt an die Nasreddin-Episoden neue Geschichten auf Mölmsch Platt geschrieben, mit Mehmet Büteführ als neuem Schelm (siehe Kasten).

Auf der MST-Homepage findet sich aber nicht nur eine Übersetzung ins Hochdeutsche, die Episoden sind auch ins Türkische übertragen worden. Diese Übersetzungen hat MST-Mitarbeiter Bülent Firat vorgenommen. Für Firla eine gute Ergänzung, unterstreicht er doch den interkulturellen Ansatz dieses Projektes. „Es ist mein Bemühen, etwas über einen speziellen Teil arabischer Kultur zu lernen. Dass das durch Übertragung einer volkstümlichen Figur aus dem Orient in den Mülheimer Zusammenhang funktioniert, hat mich zuerst überrascht. Es zeigt aber auch, dass diese Art von trockenem Humor offenbar weltweit existiert. Deswegen ist es keineswegs vermessen, so zu tun, als sei Nasreddin ein Mölmscher gewesen“, so Firlas Bilanz.

Außerdem sei ja auch Platt die ursprüngliche Sprache aller alten Volksbücher. „Die Übertragung mag auf den ersten Blick seltsam anmuten, sie gibt aber den Texten etwas von ihrem ursprünglichen Charakter zurück.“

Sein Platt verleihe Mehmet Büteführ Bauernschläue. Nun ist Firla gespannt, wie Alt- und Neu-Mülheimer auf die Geschichten reagieren werden. Wenn sie neugieriger aufeinander werden, wäre ein Ziel schon erreicht.