Sie kommen von allen Kontinenten – außer Asien. Allein schon ihre Persönlichkeiten sind so expressiv wie das Farbenspektrum eines Regenbogens. Und mit leuchtenden Augen stehen die Frauen und ein Mann in den weitläufigen Räumen des ehemaligen Art Expo-Ladens an der Wallstraße 14. Ein Ort, dessen ursprüngliche Nutzung nun eine temporäre Fortsetzung als „Galerie auf Zeit“ findet.
In idealer Lage und ebensolchem Ambiente zeigen 14 Kreative ihre Werke und entführen den Betrachter dabei fast in die ganze Welt: „Zeitgleich – ein Rucksack voller Bilder“ ist die Ausstellung überschrieben. Und es sind größtenteils Mitglieder des VHS-Arbeitskreises „Migration & Geschichte“, die uns die Grenzen öffnen und den Reichtum anderer Kulturen eröffnen. Neben den Dingen des Alltags haben sie einen Rucksack voller Bilder mitgebracht – sowohl symbolischer Natur wie ganz real auf Leinwand.
Wie ein Ausflug ans Meer
Aus vielen Ländern kommen die Künstlerinnen, und vielschichtig ist diese sehenswerte Ausstellung, wo das Auge wie magisch angezogen wird von all’ der rauschenden Farbenflut auf Bildern, von handfesten und filigranen Objekten, zarten Zeichnungen, von Poesie in Wort und Bild. Kunstwerke, die wie ein Ausflug ans Meer in sattem Grün und Blau sind, wie das Bild von Tatjana aus dem Bruch-Nagl. Die gebürtigen Kroatin hält einen Urlaub in Istrien fest.
Viel Arbeit und viele Erinnerungen stecken in dem bis auf die Geländerverzierungen detailgetreu nachgebildeten Holzhaus im Puppenstubenformat, das der einzige Mann der Kreativ-Runde geschaffen hat: Hayik Demirciyan erzählt, dass er selbst 15 Jahre in einem dieser typischen Holzhäuser am Bosporus in Istanbul gewohnt hat, bevor er 1986 nach Deutschland kam. „Ich vermisse meine Heimat sehr, obwohl ich nicht zurück möchte und gerne hier in Mülheim lebe.“ Mit Vater, Mutter Canit und Tochter Natalin hat fast die ganze Familie Demirciyan mit Werken zur Ausstellung beigetragen.
Ausdrucksstark wie ihre Erschafferinnen Henriette Missenga aus dem Kongo und Ana Maria Philipps (Peru) kommen auch ihre Bilder in kraftvollen Farben herüber, wenn auch von ganz unterschiedlichem Stil. Fein sind die Zeichnungen von Eldina Musanovic. Sie zeigen das alte Stadtzentrum in Sarajevo mit Synagoge, katholischer Kirche und Lateinerbrücke, wo am 28. Juni 1914 das Attentat auf auf Erzherzog Franz Ferdinand stattfand, das den ersten Weltkrieg auslöste. Dagegen gehen die Arbeiten von Tochter Berina (17) eine poetische Symbiose aus Gedichten und Fotos miteinander ein. „In jedem steckt das Fremde“, beginnt ein Vers treffend.