Wer am Sonntagabend spät in Saarn unterwegs war, konnte sie vielleicht beobachten: Autos hielten verstohlen an Mülltonnen, die bereits für den nächsten Tag herausgestellt wurden. Wo noch Platz war, wurden eilig blaue Beutel aus dem Wagen geholt und in die Tonnen hinein gestopft. Heimlich, mit ausgeblendetem Licht fuhren die „Müll-Touristen“ an und weiter zur nächsten.
Was für die einen halbvoll ist, ist für andere halbleer: Es ist einiges los um die vielen Tonnen am Straßenrand, um manche an der Saarner Kuppe gibt es sogar ein regelrechtes Rennen. „Kein Wunder“, meint einer der „Touristen“ – der anonym bleiben will –, denn obwohl er nach eigener Aussage nur normalen Haushaltsmüll in fremden Tonnen deponiere, müsste er dafür natürlich bezahlen, wenn er diesen bei der Müllheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) ablieferte.
Ein Kavaliersdelikt? Schließlich koste die nur halbvolle Tonnen den Besitzer deshalb nicht weniger. Es schade doch keinem, meint der „Müll-Tourist“. Das sieht Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, anders: „Wer an der eigenen Tonne spart, darf den Müll dann nicht anderen auflasten“, vermutet Otto, und ist empört. „Er schadet der Solidargemeinschaft“, gibt auch Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes, zu bedenken, auch wenn weniger Schaden entstehe, als durch wilde Müllkippen. Wer erwischt wird, riskiert ein Bußgeld zwischen 20 Euro und 50 000.
Von Trend-Sport ist beim „Müll-Tourismus“ in Mülheim zum Glück keine Rede, sagt Andreas Jung, Logistikleiter der MEG. Er hat bislang keine solche Beobachtungen gemacht, und kennt auch keine Bürgerbeschwerden dazu. Weitaus häufiger sollen Gewerbetreibende hingegen ihr Papier illegal an öffentlichen Containern abstellen. Wenn man aber den Nachbarn vorher frage, ob man den Müll in seine Tonne werfen könne, sei das eigentlich kein Problem, meint die MEG.