Mülheims Bevölkerung schrumpft, doch die Wirtschaft wächst. Noch. In ihrem Strategiepapier „MEO 2030 – Die Zukunft neu denken“, hat die hiesige Industrie- und Handelskammer viel Lob für den Wirtschaftsstandort übrig, doch sieht sie auch Handlungsbedarf, wolle Mülheim in Zukunft weiter als herausragende Wirtschaftskraft der Region dastehen.

Die IHK hatte vor zwei Jahren Unternehmen in ihrem MEO-Bezirk befragt, wo sie die „Megatrends“ der kommenden 20 Jahre sehen, und daraus elf Maßnahmenbündel abgeleitet. Die IHK wirbt darum, dass alle maßgebenden Akteure in dieser Angelegenheit zusammenwirken. Damit der Bevölkerungstrend gestoppt oder gar umgekehrt werden kann. Der Wirtschaft ausreichend Fachkräfte und Hochqualifizierte zur Verfügung stehen. Es den klammen Städten leichter fällt, mit Steuereinnahmen die bestehende Infrastruktur zu sichern.

Einen Ausschnitt des Strategiepapiers präsentierten nun die stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführerin Veronika Lühl und IHK-Geschäftsführer Heinz-Jürgen Hacks der Mülheimer Wirtschaftspolitik. Ausdrücklich lobte Lühl, dass Mülheim sich anschickt, ein Leitbild für die Stadt zu entwickeln. Dem Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Mülheim attestierten die IHK-Vertreter „einige Erfolge“. Die Ansiedlung der Hochschule, dazu die Entwicklung des neuen Max-Planck-Institutes für chemische Energiekonversion, sind laut Lühl „zwei Pfunde, mit denen Mülheim zurecht wuchern kann“. Sie seien Nährboden für unternehmerische Ausgliederungen, für Wissenstransfer in die Wirtschaft. Die IHK erkennt wie die Wirtschaftsförderung M&B auf diesem Feld den Auftrag, unterstützend tätig zu sein.

Stolz sein kann Mülheim laut Hacks auf seinen starken industriellen Sektor, der 29 % zur Bruttowertschöpfung am Ort beitrage. Das sei überdurchschnittlich, selbst im NRW-Vergleich. Seit 2004 hat die Beschäftigung in Mülheims Industrie um 40 % zugenommen (NRW: +11%). Heute stark, aber auch morgen? Hacks: „Es wird vor allem darum gehen müssen, Flächen für die Industrie zu sichern.“ Nur 25 Hektar Gewerbefläche, darunter die nicht erschlossene nördliche Mannesmann-Fläche, habe Mülheim derzeit für Ansiedlungen und Erweiterungen zu bieten. Laut Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr werden in den nächsten 15 Jahren aber rund 100 Hektar benötigt. Das, so Hacks, entspreche etwa einem Viertel von Dümpten. So sei ein „klares Missverhältnis“ von Flächenbedarf zu -reserven zu beklagen.