Biozide und Pestizide in der Ruhr? Anfang der Woche sorgten die Aussagen von Christian Donner, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR), der beiläufig über Grenzwertüberschreitungen bei Wasserproben in Mülheim sprach, für Irritationen. Biozidrückstände im Mülheimer Ruhrwasser, da liegt die Frage nahe, wie es eigentlich mit dem aus der Ruhr gewonnenen Trinkwasser bestellt ist. Die NRZ hakt nach bei der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft und dem Wasserforschungsinstitut IWW:

Grundsätzlich verstehe er die ganze Aufregung über die Biozidwerte in der Ruhr überhaupt nicht, erklärt Ramon Steggink, Pressesprecher des Mülheimer Wasserversorgers nicht. Doch er beruhigt: „Durch unser Multi-Barriere System, ist das aufbereitete Trinkwasser in der Stadt von besonders guter Qualität.“ Im sogenannten Mülheimer Verfahren werden die Schadstoffe im Ruhrwasser durch Langsamsand-, Ozonung- und schließlich Aktivkohleverfahren herausgefiltert: Steggink: „Nachher ist von den Schadstoffen nichts mehr drin.“

Das belegen auch die Trinkwasseranalysen, die das RWW jedes Jahr veröffentlicht. Dort werden die Grenzwerte, die durch die Trinkwasserverordnung vorgeschrieben sind, bei allen Testdurchführungen deutlich unterschritten. Insgesamt 150 000 Parameter durchleuchtet die RWW dabei, einen sich ständig an die Gegebenheiten anpassenden Katalog an potenziellen Schadstoffen. Manche Werte werden dabei wöchentlich, manche sogar stündlich überprüft. „Gerade wir als Stadt am Ende der Ruhr müssen an unseren Aufbereitungsverfahren besondere Maßstäbe setzen“, so der Pressesprecher weiter. Das bestätigte jüngst auch die Expertenkommission „Reine Ruhr“ zusammen mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW in einem Gutachten.

Zusätzlich zu den Entwarnungen will Dr. Ulrich Borchers vom Wasserforschungsinstitut IWW, Bereichsleitung Analytik, betonen, dass es sich bei allen Grenzwerten um politisch-motivierte Zahlen handle: „Aus toxikologischer Sicht, werden Biozide und Pestizide im Trinkwasser erst bei deutlich höheren Dosen für den Menschen bedenklich.“

Kein Grund also für Panik, selbst wenn noch einmal bei einer Messung in der Ruhr die Grenzwerte von Schadstoffen überstiegen werden sollten.