Warum, so schlägt ein Leser in dieser Woche vor, nutzt die Stadt nicht die Chance und mietet eine oder zwei der leerstehenden Ruhrbania-Wohnungen und errichtet dort zumindest vorübergehend Betreuungsplätze für Kinder? Wäre es völlig abwegig oder eine familienfreundliche Reaktion auf den Mangel von mehreren hundert Plätzen?

Ruhrbania kann ein kleines Jubiläum feiern. Zehn Jahre werden die Planungen von der Ruhrpromenade alt – eine Planung für die nächsten Generationen, die den Fluss an der Stadt erleben sollen. Für Städteplaner und Projektentwickler mag das eine kurze Zeit sein, für Politiker und Bürger ist es eine zu lange. Selbst große Verfechter der Ruhrbania-Idee tendieren inzwischen zu einer gewissen Ernüchterung: Sie geben offen zu, dass ihnen angesichts der nach wie vor vorhandenen Leerstände, der Baustellen, der engen Bauweise, der eingequetschten Rotunde und des als zu klein empfundenen Hafenbeckens die Begeisterung abhanden gekommen ist. Für die Politik ist das ein Graus. Zumindest zur Kommunalwahl im Juni des nächsten Jahres muss der Cappuccino in einem der Promenaden-Cafés drin sein mit der Botschaft: Seht her, ist doch schön geworden!

Es würde zum Bild einer Erlebnisstadt Mülheim passen, die als Ziel ausgerufen wurde und hinter der wir in dieser Woche ein Fragezeichen gesetzt haben. Ein Fragezeichen deshalb, weil es die gewünschte Stadt der kurzen Wege eben noch nicht gibt. Weil die Mischung von Einzelhandel, kultureller Welt sowie Wohnquartieren noch krankt. Weil es gute Ideen für die Umgestaltung der Leineweberstraße seit Jahren gibt, aber die Umsetzung zur Promenade fehlt. Weil die Verknüpfung der Altstadt mit der eigentlichen Innenstadt noch nicht erreicht ist. Weil den Plätzen noch Atmosphäre fehlt. Alles Mist? Nein! Wandel findet statt, im Straßenbau, im Handel, im Schulbau, im Angebot, Menschen zu unterhalten – und das mit Millionenaufwand.

Geld ist der Stadt ausgegangen, die Geduld überstrapaziert. Beides braucht sie dennoch und den Mut zu kleinen Schritten. Kein gelungenes Stadtquartier ist aus einem Guss entstanden und keines ohne Fehler, die korrigiert werden mussten.