Gestern erreichte die Redaktion der Anruf einer erbosten Leserin. Gerne hätte sie am vergangenen Samstag an der auch in der NRZ angekündigten Bunkerführung der Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST) teilgenommen. Doch sie kam bereits am Tag danach bei der MST die Auskunft: ausverkauft. Frühestens 2014, eher 2015 gebe es wieder eine Chance für sie.
Kann das sein? Sind die Wartelisten so lang? Und warum bietet die MST nicht mehr Bunkerführungen an, wenn sie so populär sind?
Die NRZ fragte bei für die Stadtführungen zuständigen MST-Mitarbeiterin Angela Christians nach. Sie bestätigt, dass die beiden für 2013 geplanten Bunkerführungen bereits ausgebucht seien, weil an jeder Führung maximal 30 Personen teilnehmen könnten. „Das macht Sinn, denn wir wollen den Leuten ja auch Informationen vermitteln und setzen deshalb auf Qualität statt Quantität“, begründet der einzige für die Bunkertouren zuständige MST-Stadtführer Hans-Georg Hötger die personelle und terminliche Begrenzung des stark nachgefragten Angebotes.
Allerdings wird die NRZ-Leserin, wie Christians betont, keinesfalls 2015, sondern schon 2014 eine Chance zur Teilnahme an einer Bunkerführung bekommen, wenn die MST wieder zwei Rundgänge durch die Mülheimer Luftschutzgeschichte des Zweiten Weltkrieges anbietet. Derzeit stehen fünf bis sechs Interessenten auf der Warteliste für die nächsten Führungen, deren Termine im Dezember bekanntgegeben werden.
„Wir möchten unsere Kooperationspartner nicht überstrapazieren“, erklärt Christians. Denn bei den Bunkerführungen müssen die Zeitreisenden zum Teil auch Betriebsgelände, wie das der Friedrich-Wilhelms-Hütte betreten. Deshalb müssen Werksmitarbeiter gefunden werden, die auch am arbeitsfreien Samstag, wenn die Bunkerführungen stattfinden, bereit sind, die Besucher über das Betriebsgelände zu führen.
„Der zeitliche Aufwand hält sich mit etwa einer Stunde im Rahmen“, weiß der Personalleiter der FWH, Horst Rüsing, aus eigener Erfahrung. Er begleitete die Bunkertouristen am vergangenen Samstag und könnte sich aus Sicht der FWH auch noch zwei zusätzliche Bunkerbesuchstermine pro Jahr vorstellen. „Wenn wir schon über 20 Leute auf der Warteliste stehen hätten, könnte wir überlegen noch eine zusätzliche Führung zu organisieren. Aber bei fünf oder sechs Personen würde sich dieser Aufwand nicht lohnen,“ sagt MST-Mitarbeiterin Christians. Bunkerführer Hötger kann aufgrund seiner anderweitigen Verpflichtungen pro Jahr maximal zwei Termine für die MST anbieten, zumal er als Vorsitzender des Vereins Bunkerwelten auch private Gruppenführungen durch die Mülheimer Luftschutzkeller und Räume anbietet. Diese finden sich nicht nur auf dem FWH-Gelände, sondern zum Beispiel auch an der Meißel,- und der Salierstraße oder an der Duisburger Straße, unter dem Schloß Broich und an der Eberhardstraße. Die Zahl der noch begehbaren Luftschutzräume schätzt Hötger, der gerne ein Bunkermuseum einrichten würde, stadtweit auf zehn. Bei seinen bisherigen Bunkerführungen hat er immer wieder festgestellt, „dass das Interesse an der Geschichte in den letzten Jahren zugenommen hat und gerade dieses spezielle Thema ganze Familien interessiert.“
Grundsätzlich will MST-Sprecherin Heike Blaeser-Metzger nicht ausschließen, dass die MST-Stadtführer auf eine entsprechend große Nachfrage reagieren und improvisieren, um die Bunkerführungen bei Bedarf auf die Schultern mehrere Kollegen zu verteilen.