Mülheim. .

Am Karnevalssamstag haben die Jecken die Qual der Wahl. Gleich drei Karnevalsgesellschaften und zwei Kirchengemeinden feiern ihre Prunksitzung. Neben der KG Blau Weiß, der KG Knattsch Gek, St. Mariae Rosenkranz und St. Engelbert bieten auch die Mölmschen Houltköpp am Finaltag des Saalkarnevals ein buntes Bühnenprogramm, das die 300 Jecken im Festsaal der Stadthalle langsam, aber sicher auf Touren bringt.

Es hat sich gelohnt, dass die Houltköpp diesmal nicht nur zur Prunk,- sondern auch zur Kostümsitzung eingeladen haben. Das Bild im Saal ist bunter als sonst. Cowgirls, Clowns und Co. machen es möglich, auch wenn es viele Jecken bei Anzug, Uniform und Narrenkappe belassen.

Zu ihnen gehört auch der 87-jährige Gründungsvater der Gesellschaft, Hans Olbers. Er kann sich noch an die ersten Karnevalssitzungen erinnern, zu denen die Houltköpp, die 1957 aus dem Bund der Hirnverletzten hervorgingen, im Wintergarten an der Monning oder im Saalbau Hunecke an der Zeppelinstraße feierten. Damals konnten die Houltköpp, anders, als heute, nicht nur Tanzgarden und einen Musikzug, sondern auch singende und spötteltende Eigengewächse wie die Mölmschen Pööste alias Horst Ludwig, Heinz und Norbert Bergrat oder Röbgen Wolf auf die Bühne bringen.

Heute stehen neben gefeierten Eigengewächsen, wie dem zwölfjährigen Tanzmariechen Saskia Howahl oder dem um keinen Karnevalsschlager verlegenen Fanfarenzug rheinische Importschlager auf der Bühne. So sorgen an diesem Abend zum Beispiel die drei Colonias, die sich selbst als „älteste kölsche Boygroup im Vorruhestand“ vorstellt und die Tanzgarde von Grün Weiß Schlebusch dafür, dass die Gäste der Houltköpp etwas zu sehen und zu hören bekommen. Die Schlebuscher, deren Vereinsfarben mit denen der Houltköpp identisch sind, haben nicht nur deshalb ein echtes Heimspiel in der Stadthalle. Bei ihrer unbedingt sehenswerten Show, die sie eigens in die Mitte des Festsaales verlegt haben, geht es im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinaus. Da lassen die Schlebuscher erst ihre eigenen Gardistinnen und zum guten Schluss eine freiwillige Dame aus dem Publikum durch die Luft fliegen. Soviel Mut zum etwas anderen Spaß an der Freud wird von den Jecken im Saal mit besonders viel Applaus belohnt.

Das Stimmungsbarometer steigt in der Stadthalle zunächst zwar langsam, aber dann doch gewaltig. Und spätestens, als der Fanfarenzug auf der Bühne „Schatzi, Schenk mir ein Foto“ oder „Hey, Kölle, du bist ein Gefühl“ intoniert wird geschunkelt, gesungen und eine Polonaise durch den Saal gestartet.