Mülheim. .

Die Aktion in der oberen Etage im Forum ist ein Hingucker. Jeder zweite Passant bleibt stehen und schaut, was die Frau in dem Acrylglaskasten macht. Darin sitzt Pia Linz auf engstem Raum und wirkt wie in Meditation vertieft. Die Künstlerin aus Berlin fertigt im 360-Grad-Blickwinkel ein Panoramabild des Forums.

Den Filzstift führt sie an einem Stab, dreht sich wie in Zeitlupe und zeichnet auf die Scheiben das, was um sie herum vor sich geht. Das Ganze hat etwas von einer schleichenden Kamerafahrt. Ihre Motivation: „Ein verbildlichen von Welt, so wie ich sie wahrnehme“. Ein Vorgang, bei dem höchste Konzentration erforderlich ist, schließlich müssen alle Ebenen und Relationen perfekt zusammenpassen. „Ich muss sehr auf die Bewegung achten, wobei ich im Stillstand arbeite.“ Damit unterstützt Pia Linz die These, dass Frauen mehrere Dinge gleichzeitig tun können. Filigran sind Cafés, Läden und jedes Detail auf den Scheiben erkennbar. Schemenhaft stehen Köpfe und Fragmente für Menschen und Bewegung. Stundenlang muss sie mit dem Kopf nach oben arbeiten. „Ganz schwierig wird die Decke“, sagt Pia Linz. Es könne passieren, dass zum Schluss das Gesamtgefüge nicht stimme. „Und dann muss ich wieder von vorne anfangen.“ Geht alles gut, werden die Zeichnungen am Ende mit einem Feinbohrer graviert und fixiert. Pia Linz arbeitet prozesshaft, und bis ihre Gehäusegravuren und Haubenbilder fertig sind, können Jahre ins Land ziehen.

Für das Mülheimer Objekt hat sie vier Wochen veranschlagt. Das Werk wird im März in der Ausstellung „Schauplatz Stadt“ im Kunstmuseum zu sehen sein. Leiterin Beate Reese hat die Künstlerin eingeladen.

Pia Linz studierte Malerei an der Städelschule in Frankfurt. 2012 war sie mit Arbeiten im Museum Folkwang in Essen, auf der Art Cologne in Köln und bei weiteren nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten. Ihre Werke befinden sich u.a. im Darmstädter Landesmuseum, der Kunsthalle Emden und der Kanadischen Nationalgalerie.