Holthausen. .
Das alte Gewölbe in der Kapelle im Rumbachtal lässt Klänge wahrhaft aufblühen. Schon so manches Baby hat die gute Akustik hier ausgenutzt und sich mit seinem Stimmchen lautstark zu Wort gemeldet. Denn die kleine Kirche an der Walkmühlenstraße ist ein beliebter Ort für Taufen – aber auch für Hochzeiten oder Trauerfeiern. Noch. Die Vereinte Evangelische Gemeinde, der das hübsche Gebäude gehört, muss umstrukturieren und wegen des demografischen Wandels bis 2015 wohl vier von sechs Gottesdienststätten aufgeben.
Vorläufig ist aber noch „Leben in der guten Stube“. Ein Kindergottesdienst (Leitung: Presbyterin Anke Lohscheidt) findet hier in jeder Woche, der Erwachsenen-Gottesdienst alle 14 Tage (im Wechsel mit der Christuskirche in Raadt) statt. „Richtig voll wird es, wenn zwei Mal im Monat die Kinder aus der Hölterschule zum Schulgottesdienst kommen“, sagt Pfarrerin Bettina Roth.
Im Souterrain des Gemeindezentrums treffen sich regelmäßig unterschiedlichste Interessensgruppen. So gibt es beispielsweise einen Bastelkreis, einen Spieltreff, einen Männerkochkurs oder eine Kreativgruppe, die Bauernmalerei betreibt. „Alle zwei Jahre veranstalten wir hier auch einen großen Martinsmarkt, der immer sehr gut besucht ist“, sagt Bettina Roth.
Männerkochkurs und Bauernmalerei
Die Kapelle hat Charme, ist wunderschön am Wald gelegen und mittlerweile über 100 Jahre alt. Die damalige Altstadtgemeinde erwarb das Hausstadt’sche Grundstück 1908 für 3568 Mark und errichtete dort eine kleine Filiale, um den Menschen im und rund um das Rumbachtal einen Gottesdienstort in der Nähe zu bieten. „Der Fußmarsch zur Petrikirche auf unbefestigten Straßen und mit Holzpantinen war damals ja noch eine mühsame Sache“, erklärt die Pfarrerin.
1910 wurde Einweihung gefeiert. „Wir verfügen leider nicht über genaue Aufzeichnungen zur Baugeschichte“, so Bettina Roth. Einige Gebäudelemente wie etwa das Eingangsportal, die Fensterbögen oder die Gauben sind im damals hochmodernen Jugendstil gehalten. Das Gebäude vom Baustil her dem Bahnhof in Worpswede ähneln. Die bunten Fenster hinter dem Altar allerdings sind wohl erst in der Nachkriegszeit entstanden. Ein besonders reizvolles architektonisches Gestaltungselement: die winzige Empore in einer Ecke des Kirchleins. Dort oben steht bei Trauungen oder Taufen oft ein Verwandter, der das Geschehen filmt. Die Zukunft der Kapelle ist ungewiss, Gespräche zur Nachnutzung laufen. Eins aber ist sicher: Abreißen kann man sie nicht, sie steht unter Denkmalschutz.