Mülheim. . Einst moderierte er die TV-Show “Explosiv - Der heiße Stuhl“ auf RTL. Schon mit 23 Jahren verlas er nachts für den luxemburgischen Sender die Nachrichten. Heute ist er Besitzer einer PR-Agentur und dreht unter anderem das Bordfernsehen für ein Flugunternehmen.

Was ist eigentlich aus Olaf Kracht geworden? Der Moderator der RTL-Show „Explosiv - Der heiße Stuhl“? lebt und arbeitet mitten in Mülheim.

Von der Games Factory in der Kreuzstraße aus agiert der Inhaber der PR-Agentur „ok! Kommunikation“ weltweit, um „Marken zu Medien zu machen“ und Unternehmen vom Zukunftspotenzial der „Social Media“ zu überzeugen.

Nächtliche Sondersendung

Entspannt erzählt der 49-Jährige, wie er vom „jungen Wilden“ des Privatfernsehens zum PR-Spezialisten wurde. „Ich vermisse das frühere Dasein als Promi kein bisschen.“ Nach seinem Aufstieg bei RTL stieg Olaf Kracht acht Jahre später aus, genervt von internen Intrigen und Anfeindungen der Boulevardpresse.1994 gründete er mit seiner Frau Sandra van de Schans das Unternehmen ok! Kommunikation im Gebäude der damaligen Werbeagentur seines Schwiegervaters.

Kracht war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nur der Start geriet etwas holprig: Als Abiturient spielte er Keyboard und Klavier, wollte Musik studieren, zur Filmhochschule gehen oder Journalist werden. „An der Musikhochschule Hannover hieß es, das reicht nur fürs Lehramt. An der Filmhochschule hatte ich nichts vorzuweisen.“ Sein Vater wollte, dass er, „was Vernünftiges macht“: Olaf Kracht studierte Volkswirtschaft und scheiterte schnell an Mathe. Ein Praktikum beim Münchner Merkur folgte.

Sondersendung vom Fährunglück

Kracht wurde Volontär und entdeckte seine Vorliebe für die neuen Medien. „Ich wollte zum Fernsehen. Bei RTL in Luxemburg – in Deutschland gab es das noch nicht – habe ich um ein Praktikum gebettelt. Ich landete in einem guten Team und wurde nach einem Monat Nachrichtenredakteur, kurz darauf Vizechef der Auslandsredaktion.“ Der Anlass: Als Praktikant verlas Kracht mit 23 oft die Spätnachrichten. Beim Unglück der Fähre „Herald of Free Enterprise“ vor Zeebrügge mit 193 Toten flocht er spontan eine nächtliche Sondersendung ein und konnte als erster TV-Moderator in Deutschland Bilder vom Unglück zeigen.

„Als RTL 1988 nach Deutschland kam, durfte ich die neue Talkshow ‚Der Heiße Stuhl‘ moderieren. In der ersten Sendung zum Thema Wohnungsnot reichten meine Fragen nur für fünf von 55 Minuten.“ Das freche Format mit Prominenz, Geschrei und Gejohle faszinierte das Publikum. Kracht wurde zum TV-Star. 140 Folgen später und nach einem Intermezzo mit der Show ‚Tag und Nacht mit Olaf Kracht‘ erkannte er: „Das kann ich auch selber.“ Kurz zuvor hatte er bei den Dreharbeiten zu Reality-Show „Augenzeugen Video“ in Essen seine Frau kennen gelernt. Gemeinsam eröffneten sie ihre Agentur. Für VOX produzierte das Paar die Reise-Reihe „Tschuringa – Abenteuer und Legenden“ und wohnte dafür auch mal bei Indios am Amazonas.

Marken zu Medien machen

Dann hatten sie „ein richtig dickes Ding“ an der Angel: LTU. Einem Imagefilm folgten zwölf Jahre Bordfernsehen. Später gab die Airline auch ihr Print-Magazin in Auftrag. Weitere Projekte waren etwa Filme für Reiseveranstalter, Markenauftritte für Kreuzfahrtanbieter. Kerngeschäft der Mülheimer Agentur ok! ist heute das Bewegtbild: „Wir wollen Marken zu Medien machen statt des üblichen Werbegetöses.“

Der PR-Profi erkannte früh das Potenzial der Social Media (Soziale Medien). Kracht gehört als PR-Experte zum Team von „Digital Sunrise Europa“: „Knapp 100 Social Media-Experten haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2016 zwei Millionen Arbeitsplätze damit zu schaffen.“ Er möchte Mittelständler davon überzeugen, Social Media gezielt zu nutzen. „Das ist oft mühsam, weil es eine neue Unternehmenskultur verlangt, in der man den Mitarbeitern vertraut und auf ihre Eigeninitiative setzt.“

Ruhrpott-Menschen bevorzugt

Kracht will seriöse Projekte voranbringen, an die er selber glaubt, und Zeit für seine Familie haben. Seine Söhne (10, 15) besuchen eine englische Schule in Duisburg. Ehefrau Sandra engagiert sich im Friedensdorf Oberhausen. Die Familie lebt gerne in Mülheim. „Mir gefallen die Natur und die Lage. Ich bin schnell am Düsseldorfer Flughafen und in der Hochkragen-Szene. Aber lieber bewege ich im Ruhrpott, die Menschen hier sind eher mein Fall.“