Mülheim. .
Sauberer sollen Mülheims Straßen werden. Die SPD-Fraktion will deshalb von der Verwaltung ein neues Reinigungskonzept erarbeiten lassen, das es bringen soll (wir berichteten). Nur wo soll der Testballon für ein solches Konzept starten? Und ist eine Neuplanung überhaupt notwendig? Die WAZ fragte bei Bürgern nach, einige finden die Straßen jetzt schon „astrein“.
Gepflegt hier
Das Viertel zwischen Otto-Pankok-Gymnasium und Martin-von-Tours-Schule schlug Bürgermeisterin Renate aus der Beek als Testviertel vor, denn hier sollen sich Bürger gemeldet haben, die die Sauberkeit bemängelten. Schon im nächsten Jahr könnte das Konzept so aussehen: An bestimmten Tagen werden die Straßen halbseitig mit einem zeitweiligen Parkverbot belegt, so dass der Kehrwagen bis an die Bordsteinkante putzen kann.
Beim Gang durch das Viertel fällt auf: Selbst mittags sind nahezu alle Parkplätze vom Muhrenkamp bis Oberstraße besetzt von Innenstadtbesuchern, die keine Parkgebühren zahlen wollen. Wenn der Kehrwagen anrollt, drohen Knöllchen und verärgerte Bürger. So ist es derzeit in der Oberhausener City, wo ein ähnliches Konzept seit einem Jahr erprobt wird.
Doch noch etwas anderes fällt auf: Bis auf Laubmatsch sind die Straßen weitestgehend sauber. Prompt bestätigt das eine Frau, die jeden Tag diesen Weg durch das Viertel nimmt: „Mehr reinigen? Es ist doch gepflegt hier.“ Kiosk-Besitzer Yoldas stimmt zu: „Es kommt schon vor, dass Leute Zigarettenschachteln oder Papier auf den Boden schmeißen, aber so extrem unsauber ist es nicht.“ Diesen Müll sieht man hauptsächlich in den Büschen rund um die Schule. „Ein weiterer Mülleimer würde aber schon reichen“, glaubt Yoldas.
Auch Ur-Mülheimer Willi Vonscheidt (83) hat im Viertel einen Parkplatz ergattert: „Mehr Reinigung wäre nicht notwendig. Ich hoffe, man will das nicht nur machen, um mit Knöllchen die Stadtkasse aufzubesssern“, merkt er an. Und wo wäre es notwendig? Vonscheidt fällt auf Anhieb keine Stelle ein – auch nicht in Heißen.
Die Mülheimerin Gabriele Laucke arbeitet in der City. Sie kann sich über die Sauberkeit in der Innenstadt nicht beschweren. Ihr fällt spontan nur die Eppinghofer Straße ein, an der sie auf dem Weg vom Dichterviertel vorbeikommt: „Es gibt dort einige Händler, die auch selbst den Besen in die Hand nehmen, andere aber nicht.“
Die Eppinghofer Straße ist seit Jahren Gesprächsthema, wenn es um Sperrmüll und Sauberkeit geht. Doch ob ein Kehrwagen hier eine Chance hätte, daran hat sie Zweifel: „Da wird dermaßen wild geparkt, der kommt gar nicht durch.“
Längst nicht überall begegnet man einem neuen Straßenreinigungs-Konzept mit Skepsis: „In der Gericht- und Georgstraße ist es seit Jahren immer wieder ein Thema und das dürfte auch für alle Straßen in der Nähe der Innenstadt gelten, auf denen kostenfrei geparkt werden kann“, sagt WAZ-Leserin Martina Rösner-Jansen. Nur selten gelinge es der Straßenreinigung frühmorgens hier für Sauberkeit zu sorgen, denn am linken und rechten Straßenrand parken Autos.
Zahlen müssen die Anwohner für die Straßenreinigung aber dennoch – ob nun sauber gemacht werden kann oder nicht: ein Ärgernis. Daran ändert auch wenig, dass sich die Anwohner „mit schöner Regelmäßigkeit“ beim Bürgerservice melden. Ein Konzept, das das Parken während der Reinigung verbietet, wäre hier zumindest eine effektivere Lösung als die bestehende, ist die Mülheimerin überzeugt.
Und wo müsste Ihrer Meinung nach mehr gereinigt werden? Schreiben Sie uns: WAZ, Eppinghofer Straße 1-3, 45468 Mülheim, oder redaktion.muelheim@waz.de