Mülheim-Heißen.

Für Sven Nöthel sind die Sterne zum Greifen nah – die kulinarischen jedenfalls, denn sein Mülheimer Restaurant „Am Kamin“ hat gerade erst 15 Punkte und zwei Hauben im wichtigen Restaurantführer Gault-Millau erreicht. Den ersten Stern, verrät Chefkoch Nöthel, kann es ab dem 16. Punkt ­geben.

Iss lieber ungewöhnlich

Nicht nur für das Restaurant am Striepens Weg 62 wäre der Stern ein nächster großer Schritt um eine der kulinarischen Top-Adressen zu werden, „auch für Mülheim wäre das ein tolle Sache“, meint der 24-Jährige. Schließlich gibt es in Deutschland nur rund 170 Sternerestaurants. Und für Hauben und mehr noch für vergebene Sterne kommen Besucher aus Düsseldorf, Köln und sogar Hamburg gerne auf einen Happen vorbei. Zum Beispiel Räucheraal-Pannacotta mit Mandarinengratin. Oder: Schokolade und Schweinebauch. Käse-Eis.

Hört sich ungewöhnlich, geradezu unvereinbar an? Das ist gewollt, denn schließlich möchte Sven ­Nöthel die Geschmacksknospen nicht mit allseits Bekanntem langweilen, sondern zum Blühen bringen. Morgens um Sieben treffen sich deshalb alle Köche des ­„Kamins“ und basteln an der neuen Karte, die dann gerade einmal für die nächsten sechs Wochen gilt. Jede Idee wird aus- und durchprobiert. Das klingt anstrengend.

Auf innovative Abwechslung achten übrigens ebenfalls Restaurantkritiker. Und auf die Sauberkeit, den Geruch und die Optik des Essens, den Menüaufbau und die „Textur“ der Speisen. Punkte zu verlieren ist also geradezu leicht. „Wir arbeiten seit drei Jahren kontinuierlich auf den Stern hin“, sagt der junge und ehrgeizige Chefkoch.

Stück für Stück

Seit seinem Einstieg in das Restaurant kletterte die Punktebewertung auch jedes Jahr Stück für Stück ­höher, von 13 nun auf 15 Punkte. Vor einem Jahr wurde Nöthel als Gastkoch ins Berliner „Regent“ eingeladen, „das war eine große Ehre“, denkt der 24-Jährige gerne daran zurück.

Allerdings, das räumt Nöthel ein, habe es neben Lob auch Kritik gegeben: Das Ambiente des „Fachwerk-Knusperhäuschens aus dem Jahre 1732“ – so malerisch beschreibt es Gault-Millau – könne durchaus moderner sein. Also gestalteten Nöthel und seine Mutter Heike Nöthel-Stöckmann die Speiseräume um und haben sie nunmehr „behaglich aufgefrischt“, wie der Restaurantführer kund tut: „eine der schönsten Restaurantadressen im ganzen Ruhrgebiet“.