Die Awo lehrt Schüler den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet. Die Schüler des Gymnasiums Broich machen den Anfang.

Ein Werkszeug ist weder gut noch schlecht. Mit einem Hammer kann man einen Nagel in die Wand oder seinem Nachbarn den Kopf einschlagen. Die sozialen Netzwerke im Internet können ebenso in unterschiedlicher Weise genutzt werden: Hier kann man sich verabreden und Informationen austauschen, man kann dort aber auch polemisieren, andere Menschen verunglimpfen und herabsetzen. Das nennt sich dann Cyber-Mobbing. Wie man sich davor schützen kann, dazu bietet im nächsten Jahr die Arbeiterwohlfahrt gezielt Kurse für Schulklassen an. Denn Kinder und Jugendliche bewegen sich heute ganz selbstverständlich im Netz. Dass es aber auch Regeln gibt, wie man sich und andere am besten dabei vor Gefahren schützt, das wissen sie nicht unbedingt.

Für viele seien die sozialen Netzwerke wie etwa Facebook so etwas wie ein digitaler Schulhof, erklärt Awo-Geschäftsführerin Adelheid Zwilling. „Und wie das eben schon immer auf dem Schulhof war: Man macht mal dumme Sprüche, ärgert sich. Der Unterschied liegt nur in den technischen Möglichkeiten. Und daran, dass anders als auf dem Schulhof, wo ein blöder Spruch schnell vergessen ist, alles, was dort gepostet wird, im Grunde für die Ewigkeit ist.“ Zwilling nennt ein Beispiel: Ein etwas dicklicher Junge hat in einem Moment, in dem er sich unbeobachtet wähnt, mit einem Stock eine Art Schwerttanz aufgeführt, so wie man ihn aus Samuraifilmen kennt. Das Problem: Das Ergebnis war natürlich nicht so professionell wie bei Bruce Lee und er war nicht unbeobachtet. Die Szene wurde heimlich gefilmt. Und wenig später fand sich dieser Junge als Video im Netz.

Keine Frage, solche vermeintlichen Witz-Filmchen werden auf entsprechenden Portalen wie „You tube“ gerne gerade auch von Jugendlichen angesehen. „Allerdings machen sich die wenigsten dann darüber Gedanken, was es eigentlich für den Betroffenen bedeutet, in dieser Weise lächerlich gemacht zu werden“, beschreibt Zwilling die Situation. In dem beschrieben Fall etwa benötigte der Junge schließlich eine psychiatrische Behandlung - die Tatsache, dass ihm von denjenigen, die den Film ins Netz gestellt hatten, auch eine stattliche Entschädigungssumme gezahlt werden musste, ist da auch nur ein schwacher Trost.

Die Beispiele kennt Adelheid Zwilling von einer Fachtagung, die vor kürzlich zum Start dieses neuen Beratungsangebotes von der Awo abgehalten wurde. Und es waren nicht nur Lehrer und andere Pädagogen anwesend, sondern auch Schüler des Gymnasiums Broich. „Sie haben schon sehr sensibel auf solche Probleme reagiert“, berichtet die Awo-Geschäftsführerin aus den Gesprächen.

Weiterhin sollen die Schüler lernen, mit einem gesunden Misstrauen vermeintlich vertrauensvollen Menschen zu begegnen, mit denen sie im Netz in Kontakt kommen.

Von Seiten der Eltern des Gymnasiums Broich, wo nun die ersten Projekte in den Klassen fünf und sechs gestartet werden, sei jedenfalls schon viel Interesse signalisiert worden. „Sie sind froh, dass das im Unterricht thematisiert wird. Denn eines ist klar: Kinder bewegen sich heute ganz selbstverständlich im Netz. „Das mag man manchmal zu früh finden“, sagt Zwilling. Das entbinde aber nicht von der Verantwortung, die Kinder und Jugendlichen dazu zu bringen, mit diesem für sie alltäglichen digitalen Handwerkszeug auch verantwortungsvoll und weitsichtig umzugehen.