Mülheim. .

Mysteriöse Anrufe in der Nacht brachten über 100 000 Menschen in Mülheim und Oberhausen in den vergangenen Tagen um den Schlaf. Mittlerweile klingeln die Telefone auch am Tag, bei den meisten nur ein- bis zweimal. Im Display blinkt stets dieselbe Nummer: 0208-38 874 010. Bei Rückruf wurden Betroffene mit anderen ahnungslosen Mülheimern oder Oberhausenern verbunden oder hörten ein Besetztzeichen. Was steckt hinter diesen dubiosen Anrufen? Netzbetreiber und Bundesnetzagentur ermittelten. Nun scheint der Fall zumindest teilweise aufgeklärt zu sein.

Die bislang Unbekannten hackten sich in das Telefonnetz eines Mülheimer Unternehmens ein. Die Spur der Täter führt ins Ausland. Wie die geschädigte Firma, die nicht öffentlich genannt werden möchte, bekannt gibt, sei davon auszugehen, dass Dritte die Rufnummer dazu missbraucht haben, um im Namen des Unternehmens geschätzte 100 000 Anschlüsse in Mülheim und Oberhausen zu erreichen. Um automatisiert Zehntausende Anrufe gleichzeitig hinausjagen zu können, fälschten die Täter die Nummer mit Hilfe einer speziellen technischen Anlage. Ihr Ziel: Aktive Telefonnummern zu ermitteln, damit diese später für Werbezwecke o.ä. genutzt werden können.

Sperre eingerichtet

Mittlerweile hat das Unternehmen eine Sperre für eingehende Telefonate eingerichtet. Diese könne jedoch nicht verhindern, dass die Rufnummer weiterhin von Unbefugten für Anrufe eingesetzt werde. In den kommenden Tagen könnte die 388-Rufnummer also weiterhin durchklingeln.

Nach unserer Berichterstattung meldeten sich Leser, die von Anrufen – auch am Tag – berichten. „Bei mir hat das Telefon am Nachmittag geschellt“, sagt Michael Weller. „Gut, dass ich nicht zurückgerufen habe.“ Eine weitere Leserin fühle sich unwohl bei dem Gedanken, ausgespäht zu werden. „Ganz schön unheimlich. Wer weiß, in welche Hände die Daten geraten.“

Zumindest was die Kosten angeht, brauchen sich Betroffene keine Sorgen zu machen. Laut Angaben des Netzbetreibers und der Bundesnetzagentur seien beim Rückruf der Rufnummer keine zusätzlichen Kosten entstanden – außer der üblichen Gebühren eines Ortsgesprächs. „Trotzdem“, rät ein Sprecher der Bundesnetzagentur, „sollten Betroffene ihre Abrechnungen auf Unregelmäßigkeiten überprüfen.“

Die Ermittlungen gehen weiter. Bis dahin gilt: einfach klingeln lassen.