Mit ihrer Arbeit als Vermittler entlasten acht Schiedsmänner das Gericht. Hartmut Kirschner wurde zum Mediator ernannt.
Obwohl schon längst Geschichte, erhitzte der berühmt berüchtigte Nachbarschaftsstreit um einen sächsischen Maschendrahtzaun und einen Knallerbsenstrauch lange Zeit die Gemüter. Die derzeit sieben Schiedsmänner und eine Schiedsfrau in Mülheim beschäftigen sich zwar mit weit weniger medienpräsenten Streitfällen, dennoch drehen die sich meist um eben diese Thematik. „Nur ungefähr ein Viertel der bearbeiteten Dinge machen Straftaten aus”, resümiert Dr. Einhard Franke, Direktor des Mülheimer Amtsgerichts.
Der Rest, der auf den Verhandlungstischen der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Schiedsamtes landet, sind vielmehr eben diese Nachbarschaftsstreitigkeiten oder andere persönliche Konfliktsituationen. Größerenteils gehe es darum, eine Kontaktebene zwischen beiden Streitparteien herzustellen und damit eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. „Eine Abmachung ist immer ein großer innerer Aufwand und es fällt manchmal schwer, eine tragfähige Basis zu schaffen”, berichtet der Amtsdirektor weiter. Sozusagen als Mittler handeln die acht Schiedsmänner, die derzeit für zehn Bezirke zuständig sind. Diese bringen die Betroffenen außerhalb eines Verfahrens dazu, bei Streitigkeiten bestimmte Regeln einzuhalten und entlasten somit das Gericht.
Zu einem Mediator quasi mit Auszeichnung wurde jetzt Schiedsmann Hartmut Kirschner ernannt. Innerhalb der letzten drei Jahre musste er dafür eine bestimmte Anzahl von Fällen bearbeiten und Lehrgänge zu Themen wie Strafrecht, bürgerliches und Nachbarschaftsrecht besuchen. „Jedem Schiedsmann empfehlen wir, diese zusätzliche Qualifikation, denn Vorkenntnisse sollten schon vorhanden sein”, macht Franke deutlich.
Mit den Streitfällen beschäftigen sich die Schiedsmänner in ihrer Freizeit, werden dafür von der Stadt mit einer geringen Vergütung gewürdigt. Wer kein Büro zu Hause habe, der erziele so manche Einigung auch am Wohnzimmertisch.
Rund 20 Fälle behandeln die Schiedmänner pro Jahr. „Die Erfolgsquote liegt bei ungefähr 50 Prozent”, weiß Britta van Well, Ansprechpartnerin für die Schiedsmänner bei Gericht. Die Kosten, die für die Streitparteien für eine Verhandlung anfallen, sind mit zehn Euro im Vergleich zu den Gerichtskosten geschwindend gering. 25 Euro sind es, wenn ein Vergleich ausgehandelt werden kann. Doch der Preis ist wahrscheinlich nicht attraktiv genug; in den vergangenen Jahren ist die Zahl derjenigen, die die Hilfe der Schiedsmänner in Anspruch nehmen, eher rückläufig.