In ihrer Freizeit kümmern sich 37 Schüler der Realschule Broich um ältere Menschen im Seniorenheim Kuhlendahl. Spielen Karten oder reden miteinander. Oft ist der Umgang mit den zum großen Teil demenzkranken Bewohnern nicht einfach.
„Ich war jetzt schon bei drei Personen und hab mit denen UNO gespielt. Das war voll cool”, lautet das Fazit von Alexander. „Ja, es hat wirklich Spaß gemacht und die Menschen geben einem total viel zurück”, meint auch Julia. Die Menschen, das sind Seniorinnen und Senioren, die in der Senioreneinrichtung Haus Kuhlendahl wohnen und seit einem halben Jahr in regelmäßigen Abständen von Julia oder Alexander und weiteren 35 Schülern der neunten und zehnten Klasse der Realschule Broich besucht werden. „Sternstunden”, so auch der Name des Projektes, sollen es für die älteren Bewohner sein. Und die sind es auch, wie Britta Ketzer, Ansprechpartnerin für die Jugendlichen in der Senioreneinrichtung, bestätigt: „Ihr gebt den Menschen soviel zurück. Die fragen uns schon immer, wann kommen die Kinder wieder?” Das Projekt hat sie gemeinsam mit Carmen Speckin, Lehrerin an der Schule ins Leben gerufen. Speckin besuchte mit ihrer Klasse im vergangenem Jahr das Haus Kuhlendahl: „Die Schüler hatten überhaupt keine Berührungsängste, sind völlig unbekümmert mit den älteren Menschen umgegangen.”
Die Idee den Kontakt zwischen Jüngeren und Älteren zu intensivieren, nahm Formen an. Von ehemals 117 interessierten Schülern, blieben immerhin 37 am Ball. Beide Seiten hätten an den Besuchen viel Spaß. Karten spiele man, gehe spazieren oder redet. „Eine Frau hat uns aus ihrem Leben erzählt. Das war voll interessant”, meint Christina. Ein Austausch soll es sein – für beide Parteien. Oftmals fehlen den Jugendlichen "richtige" Großeltern, berichtet Ketzer. Die würden lieber in die USA oder auf Teneriffa fahren. Von dem Erfahrungsschatz der älteren Menschen im Haus Kuhlendahl könnten sie profitieren. „Die Kinder erfahren, was früher los in der Stadt war, bekommen kleine Lebensweisheiten mit auf den Weg. Im Gegensatz dazu sind sie für die Bewohner der Zugang nach draußen” ist sich die engangierte junge Frau sicher. Mode, Handy und Internet seien Gesprächsthemen.
Doch nicht nur positive Erfahrungen machen die Schüler. „Wir haben mal in ein Zimmer geschaut und da lag eine alte Frau. Die sah aus wie eine Mumie. Da haben wir uns richtig erschrocken”, erinnert sich Julia. Ob diese Menschen denn den ganzen Tag dort liegen würden? Wie man reagieren soll, wenn sich die alten Menschen untereinander streiten oder die Schüler nicht mehr weglassen wollen? Auch dafür sind die „Sternstunden” da. Zum Fragen stellen, zum Ansprechen von Dingen, mit denen die Jugendlichen bisher nicht konfrontiert wurden. Ein Großteil der Bewohner im Haus leide an Demenz, mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Krankheitsbild. „Die Menschen reagieren sehr emotional, teilweise auch sehr aggressiv. Doch dahinter stecken Gefühle. Geht offen damit um, schaut ihnen direkt in die Augen, bestätigt sie”, versucht Ketzer Mut zu machen. Die Bestätigung erhält sie prompt. Alle Schüler wollen weiter machen, wollen den Menschen mit ihren Besuchen Freude bereiten. Der Lohn, ein positiver Eintrag im Zeugnis und ein Zertifikat für das ehrenamtliche Engagement, scheint für viele nur Nebensache zu sein.