Broich. .

Er ist grün – gerstengrasgrün, wie sich herausstellt. Er schmeckt vor allem nach Banane. „Damit er auch Menschen schmeckt, die Würstchen und Pommes essen“, erklärt Michael Kircher von der Rohkost Galerie, der den Fruchtsaft in Bechern verteilt. Für den Smoothie wurde aber nicht nur Banane, sondern auch Zitrone, Mandelpüree, Limette, Mango, Vanille, Maracuja und eben Gerstengras zusammengemixt. „Leute, die drei Bananen am Tag essen, schmecken die Banane nicht mehr raus“, sagt Kircher.

Nichts Gekochtes

Das sind wohl solche Leute, die das Foyer der Stadthalle bevölkern und sich Rohkoster, überzeugte Rohkoster oder auch lactose-vegetarische Rohkoster nennen. Die Besucher der Vitalkostmesse „Rohvolution“ essen vieles, aber nichts davon gekocht. Niemand wacht eines Tages auf und nimmt nur noch rohes Gemüse, frisch gepresste Säfte und Schokolade ohne Zucker zu sich. Das wird beim Schlendern entlang der Stände der 47 Aussteller deutlich. Es ist ein langsamer Prozess.

So war es bei Ann Pöpken von Vitaschön, die mit ihrer frischen Kosmetik selbst auf der Messe vertreten ist. „Ich habe 1995 angefangen, meine Ernährung zu ändern, und habe eine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin gemacht.“ Erst wurde sie vegan, dann kam die Rohkost. „Man bekommt ein Gefühl von Vitalität, Gesundheit, Stärke und Frische“, sagt die Frankfurterin, „das muss man erlebt haben.“ Ihre acht Wochen alte Charlotte, die sie auf dem Arm trägt, hat es erlebt. Eine rohe Schwangerschaft, ist das denn gesund? „Es ist alles dran“, sagt Pöpken, „sie wächst und nimmt zu.“

Roh und vegan ist auch die Schokolade am „Rohschoko“-Stand von Andreas Vollmert. Der Kakao wurde nicht geröstet, damit die hitzeempfindlichen Inhaltsstoffe nicht zerstört werden. „Außerdem ist kein Zucker drin. Zum Süßen wurden Früchte wie Mango und Rosinen eingearbeitet“, erklärt Vollmert. So schmeckt die Schokolade dann auch: fruchtig. Bernd Burmann löffelt einen Rohkostkuchen aus Äpfeln, Cashew-Creme, Mandelkernen und Fruchtlederboden. Der 65-Jährige kam über die Vollwert- zur Rohkost und kocht erst seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Er ist extra aus der Eifel angereist, um neue Rezept-Ideen zu bekommen. „Seitdem ich aufgehört habe, Milch zu trinken, ist meine Arthritis in den Händen weg. Ich habe keine Erkältungskrankheiten mehr und auch meine chronische Hauterkrankung ist besser geworden“, schwärmt er. Trotzdem habe er manchmal einen „Rückfall“ und genehmige sich einen Kuchen. Einen ganz gewöhnlichen aus der Bäckerei – mit Zucker und chemischen Zusätzen.

Mit 13 Ausstellern und 201 Besuchern wurde die internationale Vitalkostmesse „Rohvolution“ erstmals 2008 organisiert. Mittlerweile findet sie jedes Jahr in Berlin, Freiburg im Breisgau und Speyer statt. 65 bis 90 Aussteller und bis zu 6000 Besucher nehmen laut Veranstalter an den Messen in Deutschland teil.

Am Wochenende zeigten führende Rohkost-Zubereiter bei der 15. Vitalkostmesse zwei Tage lang zum ersten Mal nun auch in Mülheim an der Ruhr, was man aus Salat, Karotte und Tomate so alles zubereiten kann. 47 Aussteller aus sieben Nationen fanden im Foyer der Stadthalle Platz. Im nächsten Jahr soll eventuell auch der Festsaal genutzt werden. Dann könnten theoretisch bis zu 120 Aussteller in Mülheim ihre Informationen, Rohkostkuchen, Dips und Smoothies präsentieren.

„Bei uns gibt es viel zu essen, zum Probieren und zu kaufen“, sagt Messeleiter Volker Reinle-Carayon. Deshalb sei die Verweildauer der Besucher in der Regel auch zwei Tage. Für die Messe gelten jedoch klare Regeln: „Es muss alles Bio sein, Rohkost und vegan“, sagt Reinle-Carayon. Alkohol oder Kaffee sind nicht erlaubt.