Mülheim. .
Vorsicht, hier wird scharf geschossen – diesen Eindruck kann man angesichts zahlreicher Warnhinweise am Samstag zumindest beim Betreten des Parkgeländes der Freilichtbühne bekommen. Die Akademie für instinktiven Bogensport und die Regler-Produktion verwandeln das Gelände in einen Parcours für naturliebende Bogenjäger.
Da wird auf Bären geschossen, riesige Ratten ins Visier genommen, Truthähne erlegt – und die Schießbahn vor interessierten Zuschauern abgesichert. Aber keine Sorge, lebende Tiere und Besucher kommen nicht zu Schaden. Beim ersten „Freilichtbühnen 3D-Turnier“ durchbohren die Pfeile Tiernachbildungen aus speziellem Bauschaum. 84 Robin Hoods, aber ohne Strumpfhosen, kommen aus NRW und sogar einige aus der Schweiz, um an der Dimbeck ihre vermeintlichen Jagdfähigkeiten zu messen.
Ein Bär treibt sein Unwesen
„Der ist aber weit“, sagt eine weibliche Schützin, als sie oben auf den Rängen der Freilichtbühne steht und auf ihr Ziel schaut. Steil runter geblickt, in rund 50 Meter Entfernung, treibt ein Bär im Bühnenraum sein Unwesen. Vor ihm birgt eine flache Hecke ein Hindernis für die Frau mit Pfeil, Bogen und Köcher. Der erste Versuch landet im Gestrüpp. „So weit ist er aber dann auch nicht“, lacht sie, als Versuch Nummer zwei knapp über Meister Petz schießt. Und alle Konzentration beim dritten Pfeil nützt nichts: auch der letzte Versuch geht punktlos daneben.
Besser aus der Sechser-Gruppe der „Bowhunter Sprockhövel“ macht es Marc Lipieta. Ohne Visier am Bogen peilt der 17-Jährige den Bären an, spannt den Bogen – und trifft sogar in die Wertungszone am Gelenk oberhalb des Vorderbeins. „Das ist keine 08/15-Sportart“, sagt der junge Mann. Es werde nie langweilig, es gehe bergauf und bergab im Gelände. Mal sei die Schwierigkeit, die Höhe des Zielobjektes einzuschätzen, mal die unterschiedlichen Hindernisse wie Steinwände, Bäume, Sträucher. „Das macht sehr viel Spaß“, betont er und zieht mit seinen Teamkollegen zur nächsten Station.
Viel Augenmerk auf Sicherheit
Dass der Ablauf im Gelände am Samstag reibungslos klappt, dafür sorgen Maik Schrake und Eric Sill von der Mülheimer Akademie für instinktiven Bogensport sowie Hans-Uwe Koch von der Regler Produktion. Mitglieder beider Vereine kennen sich, so entstand die Zusammenarbeit für dieses ungewöhnliche Ereignis. Ihr Dank geht auch an das Ordnungsamt der Stadt Mülheim. „Wir haben im Vorhinein Gespräche geführt, unser Vorhaben erläutert und so alle Bedenken ausgeräumt“, erklärt Schrake. Ein großes Augenmerk habe man auf die Absperrungen gelegt, „damit bloß nichts passiert“, aber gleichzeitig auch Menschen in sicheren Zonen zuschauen können. „Wir als Regler arbeiten gut und gerne auch mit anderen zusammen. Hauptsache, es dient der Belebung der Freilichtbühne“, freut sich Hans-Uwe Koch über das samstägliche Treiben.
„Der instinktive Bogensport ist nicht vergleichbar mit den Wettbewerben, die man von Olympia kennt“, betont Schrake. Am Bogen gebe es keine Hilfsmittel. Die Ziele würden fokussiert, in dem das Unterbewusstsein das Anvisieren übernehme. „Dieser Sport wurde in Amerika entwickelt, dort ist die Bogenjagd erlaubt“, erklärt Schrake. Ihr Sportgerät verstehen die Bogenjäger aber nicht als Waffen. Seit Jahren erfreue sich der neue Trend regem Zulauf. Zwischen fünf und 50 Meter können der Flock (der Schießpunkt) und das Ziel auseinander liegen. „Den Schützen sind die Distanzen nicht bekannt“, unterstreicht Eric Sill. Sie müssen sich - wörtlich gesehen - auf ihren Instinkt verlassen.
Dass es bei dieser Art des Bogenschießens viel Übung bedarf, konnten Besucher am Samstag auf einer Schnupperbahn feststellen. Kursangebote gibt es bei der Akademie für Einsteiger.
Derzeit werden diese auf einer Schießwiese eines Bogensportvereins in Heißen angeboten. Infos im Internet unter www.bogensport-akademie.de