Mülheim. .

Nun scheint der Terror auf Beirut überzugreifen. Eine Bombenexplosion mit Toten und vielen Verletzten erschütterte gestern die libanesische Hauptstadt. In Syrien herrscht Krieg. Und der Vorsitzende der Regierungspartei in Tunesien wurde mit Salafisten gefilmt. Schlagzeilen, die vor dem Hintergrund der euphorischen politischen Aufbrüche in diesen Ländern für Ernüchterung sorgen. Doch wer könnte wohl besser etwas über die Lage und den Alltag erzählen, als die Menschen selbst?

Ein Ensemble aus Syrien, Libanon, Tunesien und Palästina werden erwartet

In Mülheim werden in der nächsten Woche Ensembles aus Syrien, Libanon, Tunesien und Palästina zur Theaterlandschaft „Neues Arabien“ vom 24. bis zum 28. Oktober im Theater an der Ruhr erwartet. Da stellt sich die Frage, ob die Künstler so ohne weiteres aus ihren Länder herauskommen.

Rolf C. Hemke ist optimistisch: „Wir haben die Zusage der Botschaft, dass alle ihre Visa bekommen.“ Es gebe vier, fünf Schauspieler aus Libanon und Syrien, die noch keine Einreisegenehmigung hätten. Aber am Theater geht man davon aus, dass die Ensembles komplett anreisen können. Das Festival wird durch Mittel der Bundeskulturstiftung und vom Land finanziert.

Erwartungen zurückgestutzt

„Es ist das zweite Mal, dass wir uns mit den arabischen Ländern auseinander setzen“, betont Dramaturg Helmut Schäfer. „Und das hat seine Evidenz in der Umbruchsituation.“ Vor eineinhalb Jahren habe man unter dem irreführenden Titel „Arabischer Frühling“ die Hoffnung verbunden, dass Aufbrüche stattfinden.

„Aber die positiven Erwartungen sind arg zurückgestutzt worden.“ Rückschlüsse auf die gesellschaftliche und politische Situation werden die Theaterproduktionen, das Symposium, Matinee, Diskussionen und eine Filmwerkstatt geben. Die musikalische Brücke schlagen die beiden Klanglandschaften-Konzerte im November.

Die Dummheit des Krieges ist Thema

Ein innovatives, politisches Theater aus dem arabischen Raum erwartet die Besucher. Mit Stücken wie „Maaarch“ von Issam Bou Khaled aus Beirut, das schon in Paris und Mailand in ausverkauften Häusern lief und auf frappierende Weise die Dummheit des Krieges thematisiert. Oder die revuehafte Farce auf die politischen Verhältnisse und die zerrüttete Streitkultur in Tunesien anhand einer Geschichte aus dem Wahllokal. Die Lage der Frau in der zunehmend von Gewalt bestimmten syrischen Gesellschaft beleuchtet eine andere Produktion. Drei von sieben Theaterabenden, die uns ein Stück Geschichte und Alltag aus dem neuen Arabien vor Augen führen.