Mülheim. .

Die Bürgerinitiative an der Wissollstraße kämpft weiter um den Erhalt ihres Wohnraums. Jetzt nutzen die Nachbarn die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Firma Tengelmann, um die Aufmerksamkeit der feiernden Gäste auf ihr Anliegen zu lenken. Gemeinsam gingen sie zum Protest auf die Straße. Tengelmann ist Eigentümerin ihrer Häuser, die Mieter haben Angst, dass diese für eine weitere Konzern-Erweiterung abgerissen werden sollen.

Auf dem Weg zur Betriebsfeier mussten die geladenen Gäste an ihnen vorbei. Gleich vor die Einfahrt zur Firmenzentrale an der Wissollstraße hatten sich etwa 20 Nachbarn platziert, mit Plakaten und Schildern. Auf diesen forderten sie: „Kein Abriss der Häuser an der Wissollstraße“, „Bezahlbaren Wohnraum erhalten“ und „Lieber alte Häuser statt alte Autos“. Gleich daneben wohnen sie – es geht vor allem um die Dreierreihe der Häuser Nummer 51 bis 55, eines der Gebäude steht bereits leer. Die Anwohner sehen mit einem möglichen Abriss der Gebäude auch die Wohnzufriedenheit des kleinen Viertels schwinden.

Mangelhafte Kommunikation

Laut Aussage der Bürgerinitiative habe Tengelmann im April dieses Jahres angekündigt, die vorderen Häuser der Wohnsiedlung zwischen Klimamarkt und Firmenzentrale abreißen zu lassen, da diese baufällig seien. Die Nachbarn glauben aber, dass der Wohnraum den Firmeninteressen Tengelmanns weichen soll.

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„Wir können die von Tengelmann proklamierte Baufälligkeit der Häuser in keiner Weise erkennen und fordern auch weiterhin die Begutachtung der Häuser durch einen unabhängigen Gutachter“, so Malte Schiefer, Sprecher der Initiative. „Zynisch“, findet er es, dass der Konzern Werbung für das 100-jährige Jubiläum auf großen Plakaten schaltete, „wo doch Tengelmann die Wohnhäuser am Firmengelände abreißen möchte, in denen die Bewohner zum Teil schon über 30 Jahre wohnen und auch gerne dort wohnen bleiben würden“.

Verschiedene Optionen offen

Das Unternehmen gab in einer Stellungnahme bekannt, verschiedene Optionen zu prüfen – die Überlegungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen. „Mit einer Entscheidung ist in diesem Kalenderjahr nicht mehr zu rechnen.“ Die Hausverwaltung sei offen auf die Mieter zugegangen und habe eine sozialverträgliche, einvernehmliche Lösung finden wollen.

Malte Schiefer, Sprecher der Bürgerinitiative, sieht das anders: „Bislang haben wir noch nichts von Tengelmann gehört.“ Dafür aber von politischen Parteien. Unterstützer finden sie bei MBI, der Linken und Grünen.