Mülheim. .

Monster lauern überall. Im Wasser, in Abflussrohren, auf dem Dach des Kaufhofes. Mülheim ist besonders anfällig für sie. Denn: Ihr liebster Lebensraum sind Leerstände. Das sagen Forscher der Unabhängigen Organisation für Monsterangelegenheiten (UOMA). Zwei Wochen lang haben sie die Monster hier beobachtet und untersucht. Klingt etwas seltsam? Ist es auch. Aber um wirkliche Untiere handelte es sich natürlich nicht. Nein, in den letzten zwei Wochen hat der Ringlokschuppen mit Ruhrzilla sein zweites Stadtspiel in Realversion durchgeführt. Am Samstag ging die Monsterjagd mit einer Abschlussrunde zu Ende.

Vorher gab es für die Jäger im Kino Rio noch mal die Höhepunkte aus den zwei Monsterwochen in Mülheim zu sehen. Die drei fiktiven Forscher der UOMA präsentierten einen 20 Minuten langen Film über den Verlauf des Stadtspiels.

Über 300 Monsterspuren wurden in Mülheim gefunden. Darunter waren zum Beispiel das Zigaretten-Monster, das Sprung-Monster oder das Fast-Food-Monster. Ein seltsames, grünes Gebilde sorgte auf der Leineweberstraße für Aufruhr. Doch es bestand kein Grund zur Panik, denn es handelte sich nur um ein harmloses Moos-Monster.

Verfolgungsjagden im Kaufhof

„Es hat sich sogar in die Gesellschaft eingegliedert und begonnen zu arbeiten“, sagt UOMA-Forscher Tom Siekmann im Film. Tatsächlich: auf seinem moosigen Rücken trug es ein Kick-Tipp-Spiel. Was es sonst noch gab: eine Hochzeit zwischen Mensch und Monster, wilde Verfolgungsjagden im leerstehenden Kaufhof. Übrigens ein wahres Biotop für die verschiedensten Arten der gruseligen Gesellen. Vor allem Leerstands-Monster machten es sich dort gemütlich. Eine Anti-Monster-Demo durfte natürlich auch nicht fehlen.

Zum Abschluss wurde dann das größte Spiel der zwei Ruhrzilla-Wochen durchgeführt. An 19 verschiedenen Orten in der Innenstadt beschäftigten sich die Teilnehmer mit den Monstern. Alles stand unter dem Motto: Wie sieht es in Mülheim in hundert Jahren aus? Gibt es die Monster noch oder sind sie verschwunden? An verschiedenen Punkten konnte das herausgefunden werden. Ob beim riesigen Schachspiel vor dem Hotel Noy oder Anti-Aggressions-Training mit einer Aikido-Gruppe in der U-Bahnstation Stadtmitte. Der Kampf gegen die Monster wurde überall aufgenommen.

Gefahr nicht gebannt

Und wie sieht die Zukunft aus? Es gibt weiterhin Monster, das ergab die Abstimmung der Ruhrzilla-Spieler. 56 Prozent stimmten dafür. Es wird sogar ein Monsteranstieg erwartet. Zwar wird Mülheim in 100 Jahren grüner und friedlicher sein, der technologische Turbo-Fortschritt wird gestoppt. In der Innenstadt ist trotzdem nicht mehr los als heute. Also beste Voraussetzungen für die Monster. Die UOMA zieht jetzt weiter. Spuren, die auf andersartiges Leben hinweisen, können weiter unter www.ruhrzilla.de abgegeben werden.

Die Fiktion von Ruhrzilla ist nach zwei Wochen vorbei. Beim Ringlokschuppen zieht man ein positives Fazit. „Die Kunstaktion im öffentlichen Raum hat sehr gut funktioniert“, sagt Sprecher Tobias Fritzsche. „Wir sind noch mehr in die Stadt rausgegangen und haben die Leerstände mit Kreativität bespielt.“

Damit macht er den Unterschied zum Vorgänger der Aktion deutlich. Bei Schlimm-City im letzten Jahr war die Ausrichtung anders. Es gab viel Theater, Konzerte, Diskussionen und Workshops. Bei Ruhrzilla konzentrierte sich der Ringlokschuppen auf das Stadtspiel. Obwohl das Programm kleiner ausfiel als bei Schlimm-City, war die Wahrnehmung von außen eine andere. Wenn jemand in Forscherkleidung über die Schloßstraße läuft und dabei durch ein Mikrofon schreit: „Vorsicht! Weg von dem Monster!“, garantiert das natürlich neugierige Passantenblicke und Aufmerksamkeit.