Mülheim.
Es ist eine Szenerie, die die Verantwortlichen der Mülheimer Jugend-Hilfsorganisationen wohl nicht so schnell aus ihrem Gedächtnis bekommen: Am Samstagmittag stehen sie mit Rettungswagen, Booten, schwerem Gerät, Reanimationspuppen, Löschfahrzeug samt Sirene und Blaulicht und etlichen Ehrenamtlichen auf dem Hof der Realschule Stadtmitte. Eigentlich sollte der Anblick dieses geballten Angebots gerade junge Menschen in Verzückung bringen. Eigentlich – denn bei ihrer Präsentation sind Besucher generell Mangelware. Für die sechs vertretenen Jugendorganisationen ist es ein herber Rückschlag in ihren Bemühungen Kinder und Jugendliche für ihre Arbeit zu begeistern und ehrenamtlich an sich zu binden.
Der Gesichtsausdruck von Horst Brinkmann, bei der Feuerwehr zuständig für Brandschutzerziehung und Öffentlichkeitsarbeit, schwankt am Samstag zwischen verbittert und angesäuert. Viel Mühe haben sich Jugendfeuerwehr, Jugendrotkreuz, Technisches Hilfswerk (THW), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter und Malteser gemacht. Erstmals treten sie gemeinsam auf, machen auf sich und ihren Nachwuchsmangel mit einer kreativen Aktion aufmerksam – doch nichts passiert. „Was haben wir falsch gemacht?“, fragen sie sich selbstkritisch. Zwar ist der Baum noch nicht am Brennen, aber sie alle machen sich Sorgen: Wenn die Teilnehmerzahl bei der Jugendarbeit weiter einbricht, fällt der Unterbau weg für den Erwachsenenbereich.
„Wir suchen Nachwuchs in allen ehrenamtlichen Bereich“, resümiert Brinkmann. Die Kehrseite der Medaille: „Keiner will sich mehr verbindlich für eine zeitintensive Geschichte festlegen“, sagt etwa Thomas Kühn von den Maltesern. Neben der Auswahl an Freizeitaktivitäten in einem Ballungszentrum wie dem Ruhrgebiet beklagen seine Mitstreiter eben auch die mangelnde Zeit: „Die Kinder gehen länger in die Schule, haben kaum noch Zeit für andere Aktivitäten“, fasst es Christian Bahr von den Johannitern zusammen.
Man konkurriere mit Sportvereinen, Flötenkursen, Reiten. Der Dienst an der Gesellschaft wirkt da im ersten Moment unattraktiv. Aber nicht nur Teilnehmer fehlten, auch Jugendleiter, die sich dieser Schützlinge annähmen.
Nicole Eulberg vom Jugendrotkreuz (JRK) hat 300 junge Mitglieder hinter sich, viele finden über den Schulsanitätsdienst zum JRK. Eine Basis, auf die nicht alle der Organisationen hoffen können. Nina selbst ist gerade 19, seit dem 14. Lebensjahr dabei. Sie steht mit ihrem Engagement im Freundes- und Bekanntenkreis ziemlich alleine da: „Man macht das alles für sich“, erklärt sie sachlich. Es klingt positiv für sie, aber düster für die Zukunft der ehrenamtlichen Lebensretter.
Aktive in Mülheim
Jeweils rund 30 Kinder und Jugendliche zählen Malteser, Johanniter und THW in ihren Reihen, etwa 20 sind es bei der Jugendfeuerwehr, 25 bei der DLRG. Nicht viel für eine Großstadt wie Mülheim. Zusammengeschlossen hat man sich nun unter dem Motto „Jugend hilft Mülheim“. Infos zu allen Organisationen gibt es im Internet: www.jugend-hilft-muelheim.de