Über mangelnde hygienische Verhältnisse vor allem auf den Schultoiletten klagen Eltern wie Schüler und Lehrer.
Es ist nicht nur wegen der Sorge um Infektion mit dem Schweinegrippenvirus – „sukzessive werden an Mülheimer Schulen seit Jahren die Sanitäranlagen ausgetauscht”, erklärt Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservice, also drei bis vier Anlagen im Jahr. Bei 53 Schulen der Stadt fängt man im Grunde vorne wieder an, sobald man durch ist.
Dabei sind Erneuerungen überwiegend altersbedingt, nach 40 bis 50 Jahren – so viel haben die allermeisten Anlagen schon auf dem Buckel – hat sich der Uringeruch häufig in jede Fuge gesetzt. An der Gesamtschule Saarn etwa, dürfen sich die Schüler deshalb auf nagelneue Toiletten mit Lotusblüteneffekt freuen, die, ganz wirtschaftlich, ohne Wasserspülung auskommen. Dort wurde für 50 000 Euro kräftig nachgebessert und an der Hauptschule Dümpten führte der Immobilienservice eine Kernsanierung für 70 000 Euro durch, „die noch aus dem Konjunkturpaket bezahlt werden konnte”, so Buchwald.
„Auswringen bis zum letzten Tropfen” ist unter Schülern dennoch keine seltene Strategie, das Geschäft lieber vorher zuhause zu erledigen, um die schulischen Sanitäranlagen zu vermeiden. Am Gymnasium Heißen war dies noch vor ein paar Jahren der Fall, bis die Eltern initiativ wurden und beschlossen, für die komplett modernisierte Anlage eigens eine Toilettenfrau zu engagieren. „Heute könnte man dort vom Fußboden essen”, freut sich Peter Klingen von der Elternvertretung über den Erfolg der Maßnahme. Das koste einen monatlichen Obolus, der aber im Jahr keine zehn Euro betrage, so Klingen.
Mit der Bezahlung für die kleinen und großen Geschäfte hat auch Buchwald keine Bedenken: „Ich habe eine der ersten Schultoiletten mit Aufsichtskraft gebaut, da malt keiner mehr und tritt auch keine Syphons mehr ab.” Acht Euro pro Jahr und Kopf koste die Stadt der Vandalismus auf dem Schülerklo, rechnet Buchwald vor: verstopfte Klos und bemalte Wände – dabei herrsche zwischen Jungs und Mädchen übrigens völlige Geschlechtergleichheit. Für das Geld könne man eine Toilettenkraft engagieren, so der Leiter, und dann sogar überlegen, mehr in die Sanitäranlagen zu investieren, zum Beispiel in schönere Fliesen. Bezahlen für die Aufsichtskraft müssen aber zunächst wohl die Eltern, zumindest solange, bis auch die Kommunen auf den Einspartrick kommen.
Vandalismus könnte auch Maßnahmen gegen Schweinegrippe unterwandern. Schulleiter Werner Andorfer vom Karl-Ziegler Gymnasium befürchtet eine „Souvenirjagd” nach Seifenspendern und Einweghandtüchern – sofern sie nicht fest installiert sind. „Eine Überwachung der Toiletten ist nicht möglich”, weiß der Schulleiter. Der bekanntermaßen schlechte bauliche Zustand des Gymnasiums – zu Ostern 2010 beginnt die komplette Sanierung der Schule – bedeute aber keine schlechtere Hygiene. „Ich bin erstaunt über die Reaktion der Medien und Politik, denn wir hatten schon deutlich größere Epidemien”, ist Andorfer überzeugt, „wir werden aber am ersten Schultag über notwendige Maßnahmen aufklären.” Darauf setzt auch Karl-Heinz Werneburg. „Wir können aber nur das leisten, was verfügbar ist”, weist der Otto-Pankok-Schulleiter auf die notwendige Unterstützung durch die Stadt hin. Gegen Vandalismus und Seifenspenderklau ist das „OP” schon seit langem gerüstet: „Die zentralen Sanitäranlagen hat der Hausmeister im Blick”, für die anderen in verschiedenen Etagen und Gebäuden verstreuten Toiletten muss man sich beim Lehrer einen Schlüssel holen. Die dezentrale Lage der Sanitäranlagen macht jedoch Toilettenaufsichten kompliziert und personalaufwändig. „Wir haben mit den Eltern darüber gesprochen. Bislang sind sie nicht initiativ geworden.”