Mülheim. .
„Kommen’se einfach rein“, sagt Annette Holzmann (Name geändert) noch bevor sie weiß, wer da an ihre Tür geklopft hat. Mit einem Lächeln winkt sie zum Eintreten in die Wohnung. Annette hat Vertrauen, denn bislang hat jeder, der bei ihr auf der Augustastraße angeklopft hat, ihrer Familie geholfen. „Das Deutsche Rote Kreuz kam noch am selben Abend, hat uns Gulaschsuppe gebracht und Teddys für die Kinder“, sagt die 34-Jährige. Ein paar Stunden vorher standen ihre sechs und neun Jahre alten Töchter vor dem brennenden Haus auf der Schlägelstraße – ihrem eigentlichen Zuhause.
Das Nötigste vorhanden
Seit dem Brand am Montagabend ist die fünfköpfige Familie obdachlos und lebt in den Notunterkünften der Stadt an der Augustastraße. Zwei Kinderzimmer mit Etagenbetten, Schlafzimmer, Wohnküche und Bad sind die neue Bleibe. Kein Luxus, aber das Nötigste ist vorhanden.
Eigentlich müssten die Holzmanns nach dem Erlebten genug von Feuer und Qualm haben, doch da beide starke Raucher sind, hängt in der ganzen Küche dicker Zigarettenrauch in der Luft. Durch den weißen Nikotinnebel wandert ihr schwarzer Kater Alex auf der Küchenzeile herum. Für die kleinen Katzenpfoten ist wenig Platz zwischen den Töpfen, Broten, Plastikflaschen, Tüten und sonstigen Lebensmitteln, die über Herd und Arbeitsplatte verteilt sind. Zum Aufräumen sind die Holzmanns drei Tage nach dem Brand noch nicht gekommen. „Wir wissen ja gar nicht wohin mit den ganzen Sachen“, sagt Annette Holzmann während sie die Wäsche faltet.
Ihre Erdgeschosswohnung auf der Schlägelstraße und ihre gesamtes Hab und Gut ist zwar unversehrt, doch das Feuer im Dachgeschoss hat das Mietshaus so zugerichtet, dass es einsturzgefährdet ist. „Uns hat man gesagt, dass die Wohnung für die nächsten eineinhalb Jahre unbewohnbar ist“, sagt Gerd Holzmann, der am Küchentisch vor einem vollen Aschenbecher und einer BVB-Tasse sitzt. Gestern sind die Holzmanns zu Fuß zur alten Wohnung und haben den großen Flachbild-Fernseher geholt, der nun über beide Hälften des Doppelbettes im Schlafzimmer liegt. Eigentlich wollte heute ein Bekannter mit seinem Auto zur alten Wohnung fahren, um weitere Sachen zu holen. Doch der Bekannte ist einfach nicht gekommen, geht nicht ans Handy. Eine Ausnahme, denn: „Wir kriegen wirklich viel Hilfe, von der Stadt, vom DRK, von der Arge, von Freunden und Nachbarn, wirklich von allen“, sagt Annette Holzmann.
Stadt hilft sofort
Brandwohnungen nennt die Stadt ihre Notunterkünfte an der Augustastraße, die sie für Mülheimer bereit hält, die nach einem Brand keine Bleibe mehr haben.
Betroffene erhalten von der Stadt Geld als weitere Sofort-Hilfe, um sich mit Kleidung und Dingen für den täglichen Bedarf versorgen zu können. Zudem hilft die Wohnungsfachstelle, eine neue Bleibe zu finden.