Mülheim. .
Die Innenstadt kämpft gegen den Ruf der schlechten Erreichbarkeit, die Händler versuchen, im Ranking der Einkaufszonen aufzusteigen, und die Politik setzt weitgehend auf Ruhrbania und neue Verkehrsführungen, um aus der Krise zu kommen und wieder Menschen auf die Schloßstraße zu locken. Ein harter Kampf, und das unter schweren Bedingungen: Denn nur wenige Innenstädte sind so von den großen Einkaufscentren umzingelt wie die Mülheimer. Die Centren werden mehr, und die da sind, wachsen auch noch – wie heute das Centro in Oberhausen. Mit welchen Konsequenzen vor Ort?
Die City-Managerin. Mit den Großen mithalten, könne nicht das Thema sein. Wohl aber der intimere Zuschnitt, die persönliche Ansprache, sagt Gudrun von der Linden und führt an: 80 Prozent der Mülheimer Innenstadt-Geschäfte jenseits des Forums seien Inhaber-geführt. Hinzu kämen zahlreiche Aktionen wie Sommertheater oder das Samba-Fest am Löhberg oder Konzerte für einen guten Zweck, die den Standort „unverwechselbar“ machten. Verstecken müsse sich das Angebot der Innenstadt nicht bei über 200 Geschäften jenseits des Forums, meint die City-Managerin, die auf die Eröffnung des jüngsten Geschäftes hinweist: ein Spezialladen für Gummibärchen auf der Schloßstraße. Inhaber-geführt.
Die Werbegemeinschaft. „Ich glaube, dass auch das vergrößerte Centro keinen großen Einfluss auf die Mülheimer Innenstadt haben wird“, sagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Hermann-Josef Pogge. Die Mülheimer Innenstadt lebe zu einem großen Teil von einer langjährigen älteren Kundschaft. „Die wollen beim Einkauf Persönlichkeit erfahren. Hier sehe ich unsere Stärke im Gegensatz zu den Centren.“
Der Verbandssprecher. Der Konkurrenzdruck werde weiter zunehmen, ist sich Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Essen/Mülheim, sicher. Er erwartet eine neue Sogwirkung, auch auf Mülheim und begründet dies unter anderem damit, dass das Centro mit P&C einen Ankermieter habe, der auch eine ältere Käuferschicht anspreche. „Vor allem das Rhein-Ruhr-Zentrum wird das zu spüren bekommen.“ Was sollte die Stadt Mülheim tun? Heistermann rät, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage nicht zu weit herunterzufahren. Und: „Die Stadt sollte weiter auf Verweilqualität setzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mischung aus Ruhrbania, gutes Wohnen, gute Gastronomie und das alles am Fluss diese Qualität bringen wird.“
Der Center-Leiter. Im Rhein-Ruhr-Zentrum macht man der Innenstadt Mut: „Gerade mit dem modernisierten Forum am Bahnhof ist die Innenstadt wieder besser aufgestellt, und wenn aus dem Kaufhof noch etwas wird . . .“, sagt Sascha Schönherr, Center-Manager im RRZ. Und sein Haus? „Wir sind dabei, umzugestalten, Geschäfte attraktiver zu machen, mehr Orientierung für Kunden zu schaffen“, sagt Schönherr und will bis Weihnachten fertig sein. Dass er Kunden Richtung Oberhausen verliert, glaubt er nicht. „Wir sind hier sehr stark im Segment für Kunden über 40 Jahre und holen gerade für die jüngere Kundschaft vermehrt Marken in Haus.“ Hier werde man gegenüber dem Centro aufholen.