Mülheim.. Wer kommt schneller von der Innenstadt zum Rhein-Ruhr-Zentrum? Der Radler, der Autofahrer oder der U-Bahn-Nutzer? Wir haben es getestet.
Der Himmel ist blau, die Luft kühl und die Sonne streichelt noch einmal über die Ruhrstadt – für mich gibt es kein besseres Fahrradwetter. Vor allem, wenn es um Tempo geht: Es sind rund 6,5 Kilometer zum Rhein-Ruhr-Zentrum. Auf kurzen Strecken von Tür zu Tür sollte das Fahrrad im Vorteil sein: Aufsatteln, abkürzen, die Baustellen locker umfahren, die Parkplatzsuche entfällt.
Mit dem Fahrrad:
Aber sticht das Fahrrad wirklich das Auto? Ich trete von der WAZ-Redaktion aus Richtung Dickswall an. Hier macht Radeln noch soviel Vergnügen wie Sackhüpfen im Schlick: Zig Ampeln für Radler, auf der Radspur neben dem Forum parkt ein Paketzusteller, ich muss auf die Gegenspur ausweichen. Dann wieder eine Ampel vor dem Tourainer Ring, an der ich auf die rechte Seite wechseln muss; auch das kostet Zeit: Rund vier Minuten für etwas über 400 Meter – fahrradfreundlich ist anders.
Danach geht es schon besser, aber die Durststrecke ist noch nicht überstanden: Über Oststraße, Buggenbeck und Brückstraße strampel ich zum Hingberg hoch. Geübten Radlern macht nicht die ordentliche Steigung Probleme, sondern vielmehr, dass auf halber Höhe der Radweg ausläuft – zugunsten parkender Autos, die die Fahrbahn verengen.
Ab Heißen Mitte ist der restliche Weg nur noch Kür: Ich folge der Heinrich-Lemberg- auf die Krupp-straße am Eichbaum vorbei. Am Ende kürze ich über die Wackelsbeck zum Humboldtring ab. Als ich über die grüne Fußgänger-Ampel flitze, hupt ein Autofahrer. Gefällt ihm nicht, dass ich hier weiter darf, während er stehen muss?
Am Center spiele ich meinen größten Trumpf aus: Das Rad kann ich direkt vor der Westmall II abschließen. Nichts wie rein. Zeitstopp: 24:34 Minuten. Das ist okay, ich bin nicht gerast, meldet meine App: durchschnittlich 15,44 km/h, außerdem 215 Kalorien verbraucht.
Mit dem Pkw:
Die bequemste Art, von der Redaktion in der City zum Rhein-Ruhr- Zentrum zu gelangen, ist wohl die Fahrt mit dem Pkw. Aber ob es auch die schnellste und günstigste Variante ist? Schon zu Beginn des Experiments kommen mir Zweifel. Denn: Mein Wagen steht oben in der Adolfstraße. Dort parke ich, weil man dort gratis stehen kann. Neun Minuten brauche ich, um vom Kurt-Schumacher-Platz zum Auto zu stiefeln. Ich starte, fahre die Kaiserstraße hinunter, dann über den Dickswall auf die Essener Straße. Es ist Mittagszeit, die Straßen sind frei. An der neuen Ampel Essener Straße/B 1 gibt es jetzt keinen Rückstau - anders als früh morgens oder zwischen 16 und 18 Uhr. Ich spare also Zeit. Ebenso wie an der Ampel vor der Autobahnauffahrt, wo jetzt ebenfalls nichts los ist. In der Rushhour ist das anders.
Dann geht’s auf die A 40 und gleich wieder runter. Ich parke auf dem Dach des RRZ. 323 freie Plätze werden angezeigt - die Parkplatzsuche (wie samstags oft üblich) entfällt. Am vereinbarten Endpunkt der Blick auf die Uhr: 24 Minuten sind vorbei. 6,1 Kilometer Strecke habe ich zurückgelegt. Mit meinem Diesel -Fahrzeug, das innerstädtisch cirka 5, 8 Liter auf hundert Kilometern verbraucht. Den Liter Diesel gibt’s heute an der Tankstelle im RRZ für 1,49 Euro. Wieviel also hat mich die Fahrt gekostet? 53 Cent - reines Spritgeld. Verschleiß und Co. sind noch nicht mit eingerechnet.
Mit der U-Bahn:
„Zumindest schneller als das Fahrrad müsste ich sein, beim Auto wird es knapp“, ist mein Gedanke, als ich starte. Ich schlängle mich durch die ersten Menschengrüppchen im Forum und erreiche nach vier Minuten den Bahnsteig der U18 Richtung Rhein-Ruhr-Zentrum. Bereits kurze Zeit später trifft die Bahn schon ein, ich kann einsteigen. Hastig springen Leute von der Rolltreppe, um die Bahn noch zu erwischen.
Weitere fünf Minuten vergehen, bis die Bahn losfährt. Wir passieren nach und nach die Haltestellen. Endlich ertönt die Stimme aus dem Lautsprecher: „Rhein-Ruhr Zentrum“. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und steige aus. Ohne Verspätung erreiche ich nach nur neun Minuten Bahnfahrt das RRZ. Nun sind es nur noch wenige Schritte bis zu unserem Treffpunkt.
Ich sehe auf die Uhr und stelle fest, dass ich nach 28 Minuten als Letzte angekommen bin, aber trotzdem nicht viel später. Es gibt nicht nur den zeitlichen Unterschied. Für das Einzelticket habe ich 2.40 Euro bezahlt.
Dennoch: Umweltfreundlicher als mit dem Auto war ich in jedem Fall unterwegs.