Anlässlich der Bibeltage am 15. und 16. September 2012 haben wir Mülheimer zu Ihren Gedanken über das Jenseits befragt.

Wenn man Roberto Ciulli fragt, wie er sich den Himmel vorstelle, besinnt er sich sehr schnell seiner italienischen Wurzeln: „Azzurro“, sagt der Leiter des Theaters an der Ruhr. Wir meinten aber nicht den Himmel mit den Wolken und dem in Deutschland leider seltenen Blauanteil, eigentlich interessierte uns anlässlich der Mülheimer Bibeltage an diesem Wochenende die andere Seite des Teekesselchens: das Jenseits.

So nennt es auch Judith Kohlstrunk, die Leiterin des Hospizes Mülheim. Kohlstrunk glaubt daran, dass sie nach dem Tod, erkenne und verstehe, was ihr jetzt unverständlich erscheine. „Jeder hat Fragen, die er hier auf Erden mit sich trägt“, sagt Kohlstrunk. Das Jenseits werde zwar nicht die Antwort auf alle diese Fragen liefern, aber eine „Begegnung mit Gott auf eine neue und engere Weise“ sein.


„Es kann für mich nichts Schöneres kommen als der Himmel, nachdem ich die Erde eines Tages verlassen habe “, ist sich Brigitte Oberdieck sicher. Die Seniorin und überzeugte Katholikin hofft, dass sie nach dem Tod auf jeden Fall in den Himmel kommt.

Für Josef Prinz fängt der Himmel nicht erst nach dem Ableben an. „Wir haben schon auf Erden die Chance, ein Stück zum Himmel beizutragen“, sagt der Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt. Indem man jemanden etwas Gutes tue, schenke man dem anderen ein Stück Himmel und damit gleichzeitig auch sich selbst. Aber die „vollkommene Liebe“, die könne erst nach dem Tod erreicht werden. „Es wird die Vollendung der Schöpfung sein, so wie sie von Gott für die Menschen gedacht ist“, glaubt Pastor Prinz.

Udo Balzer-Reher geht nicht davon aus, dass im Himmel ein Platz für ihn sein wird: „Himmel? Über den Himmel muss ich mir keine Gedanken machen. Ich komme ja doch in die Hölle. Da sind sowieso die netteren Leute“, sagt der für einen lakonischen Humor bekannte Stücke-Chef und Leiter des Konzert- und Theaterbüros.

In der Hölle wäre Regen sicherlich eine willkommene Abkühlung, aber im Himmel? Müsste da nicht schönes Wetter sein? „Doch da regnet es auch manchmal“, ist sich Mara Eggeling sicher. Manchmal sei Gott auch im Himmel wütend auf jemanden und dann lasse er es regnen, sagt die 9-Jährige. „Ein paar Tage werden aber auch sonnig sein und ein paar Tage wolkig“, glaubt sie.

Der Himmel? Dr. Stephan Elenz lächelt und denkt kurz nach: „Ich bin Jäger und viel draußen. Für mich ist der Himmel wie eine große grüne Wiese, voller Blüten, voller Tiere, bunt, einfach ein schöner Anblick wie die Natur“, sagt der Chefarzt aus dem Marien-Hospital.

So detaillierte Beschreibungen vom Jenseits haben andere Befragte nicht, im Gegenteil, einige wollen sich denn Himmel gar nicht erst vorstellen. Helmut Hitzbleck hält sich dabei an die Zehn Gebote: „Du sollst dir kein Bildnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden ist“. Ein Bild hat der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises an Ruhr beim Gedanken an das Jenseits zwar nicht vor Augen, dafür hat er aber Assoziationen: „Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“, das verbindet Hitzbleck mit dem Himmel.

„Man kann sich nur über Vergleiche eine Vorstellung vom Himmel machen“, glaubt auch Markus Kerner. Jede bildhafte Vorstellung würde scheitern, „weil es eine menschliche Vorstellung und daher nie trefflich ist“, sagt der Pastor der katholischen Gemeinde St. Joseph. Auch für Kerner ist der Himmel kein Ort: „Es ist ein Zustand, ein Sein bei und in Gott“, sagt Kerner. Der Pastor hat vor einiger Zeit den für ihn passenden Vergleich für diesen Zustand von einer Ordensschwester übernommen: „Ich stell’ mir den Himmel nicht mehr vor. Ich freue mich einfach darauf.“