Mülheim. .
Ein pinkes Top, ein Karo-Hemd, eine kurze Hose, eine zerrissene Jeans und das kurze Schwarze. Eine Mütze, lange Haare, gegelte Haare und bunte Haare. So verschieden die Besucher des ersten FEM-Airport-Festivals for Electronic Music auf dem Flughafen Essen/Mülheim auch sind, sie haben eines gemein: Jeder wippt irgendwie mit. Der eine nur mit seinem linken Fuß, der andere mit dem Kopf, einige mit beiden Beinen und viele strecken ihre Hände in die Luft. Sie tanzen zum Beat von Sébastian Léger, einer der Hauptacts der Veranstaltung am Samstag.
Der Franzose gehört zu den gefragtesten DJs weltweit und hat schon für Justin Timberlake gearbeitet. Doch auch andere DJ-Größen der House- und Elektro-Szene wie Super Flu, Funk D’Void oder Anthony Rother verteilen sich von 10 bis 22 Uhr auf die drei Bühnen.
Dass die erwarteten 4000 Besucher nicht gekommen sind, sieht man auf dem 22 000 Quadratmeter großen Gelände auf den ersten Blick. „1200 Tickets haben wir im Vorfeld verkauft“, sagt Festival-Pressesprecher Volker Weiß. An der Abendkasse kamen dann noch mal etwa 300 hinzu. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass es das erste Mal war und es nicht so eine lange Vorbereitungszeit gab“, sagt Weiß. „Das Wichtigste ist aber, dass die, die hier sind, happy nach Hause gehen“.
Mehr Attraktionen für junge Leute
Moritz Schaffers sieht ziemlich happy aus. Er kniet mit nacktem Oberkörper auf dem Boden und lässt sich von Rocco Velasco die Haare rasieren. „Ich bin wegen solch verrückter Sachen hierher gekommen“, sagt Schaffers. „In Mülheim sollte es mehr Attraktionen für junge Leute geben“, meint der 23-Jährige und macht Velasco durch seine gute Laune die Arbeit schwer. Die Friseurkette Unisex hat eine kleine Bühne aufgebaut und schneidet jedem, der will, kostenlos die Haare. Es wollen viele.
Auch die Freunde Mareike Steitz, Julia Huck, Kathrin Kemper und John Pfeiffer sind happy. Sie sind heute Morgen um 8.50 Uhr aus dem Haus gegangen und extra aus Heinsberg angereist. „Die Musik ist gut, die Location und die Toiletten auch. Wir hatten schon befürchtet, es gäbe nur Dixi-Klos“, sagt Mareike. „Ich habe etwas mehr Leute erwartet“, sagt John. „Aber das ist ja immer so, wenn etwas neu ist“, findet Kathrin. „Und die, die hier sind, sind super nett. Wir haben total viele Leute kennengelernt“, sagt Julia.
Immer wieder neue Auflagen
Von den Anstrengungen hinter den Kulissen, die Veranstaltung das erste Mal über die Bühne zu bringen, ahnen die Elektro-Fans nichts. Erst seit drei Tagen liege der finale Genehmigungsbescheid vor, berichtet Benjamin Stützel vom Veranstalter Newbeats Music. „Wir haben das Konzept im Januar abgegeben, aber es kamen immer wieder neue Auflagen hinzu.“ 30 000 Euro koste allein das Sicherheitskonzept samt Durchführung. Und die Produktionskosten des Festivals insgesamt? „Etwa 120 000 Euro“. Dass das Geld mit den verkauften Eintrittskarten à 25 bis 30 Euro nicht reingeholt wurde, lässt sich schnell ausrechnen. Wird es das FEM trotzdem, wie eigentlich vorgesehen, auch im nächsten Jahr geben? „Von der Stimmung her war es super, es gab keine Zwischenfälle, der Sound war gut, der Ablauf mit Polizei und Ordnungsamt harmonisch“, sagt Stützel. Klingt nach einem Aber. „Wir werden uns mit unseren Partnern, den Bewohnern der Umgebung und Sponsoren zusammensetzen und dann eine Entscheidung treffen“.
In diesem Moment rast ein Flugzeug die Startbahn entlang und fliegt über das Festivalgelände. Eigentlich wollte der Flughafen den Betrieb für das Festival einen Tag komplett einstellen. Zwei Minuten später landet ein Hubschrauber.