Mülheim. .
Dort, wo die Menschen sich zurückziehen und Leerstellen zurücklassen, so hat Quantenphysiker Dr. Tito Grauwald in seinen ersten Tagen in Mülheims Innenstadt festgestellt, bereiteten sie ein „unglaublich gutes Biotop für Monster“. Das Stadtspiel „Ruhrzilla“ ergreift Raum in Mülheims von Leerstand geplagter Innenstadt. Die vom Ringlokschuppen herbeigerufenen Monsterforscher richten den eindringlichen Appell an die Bürger, sich in der Zeit bis zum 29. September als Hobbyforscher zu beteiligen. Um am Ende alles Böse, das sich in der Innenstadt breitgemacht hat, nicht nur kategorisiert zu haben, sondern auch die Erkenntnis gewonnen zu haben, wie es zu vertreiben ist. Vielleicht entdeckt man aber auch gutmütige Monster, die dem Leben im Zentrum der Großstadt monstermäßig gut tun . . .
Die Dinge sichtbar machen
Fiktion kann anregend sein. Enthemmend wirken. Genau das ist wohl als Kern des neuerlichen Stadtspiels in Realversion zu entdecken, das der Ringlokschuppen nach „Schlimm-City“ im Vorjahr in die Stadt, genauer in die Wertstadt an der Leineweberstraße 15-17 bringt. Vielleicht braucht es in Mülheim die Wirkung entkrampfender Fiktion, um all die Dinge sichtbar zu machen, die unzufrieden machen, aber auch all die Dinge, die für Aufbruch stehen und stehen könnten.
Hier will „Ruhrzilla“, ein Stadtspiel mit Aufforderung zur regen Beteiligung von Bürgern jedweden Alters, ansetzen. Inszeniert wird das alles von „Invisible Playground“, einer Gruppe von Performern aus Berlin-Kreuzberg. Sie hat sich in die Wertstadt eingenistet, um ab Montag und fast einen Monat lang mit möglichst vielen Bürgern eine Monsterforschung der besonderen Art zu betreiben. „Das Ziel liegt im Weg“, sagt Chef-Performerin Christiane Hütter, die hofft, die Mülheimer werden bei der Monsterforschung „Ambivalenzen, Brüche und Leerstellen auch in sich selbst entdecken“.
Welches „Monster“ tut der Innenstadt gut, welches nicht? Erkenntnisse sollen im September in der Werkstatt gesammelt werden. Der Kaufhof-Leerstand als Monstrum dürfte schnell in der Kategorisierung landen. Was aber kommt mit den Monstern, deren Spuren die Forscher bei ihren ersten Erkundungen schon haben aus der Ruhr in die Innenstadt tapsen sehen? Bringen sie Gutes? Ist das Monster-Projekt Ruhrbania als Gewinn zu sehen? Um diese Forschungsfelder soll sich ein buntes, abwechslungsreiches Stadtspiel ranken – eine Verquickung von Theater, Spiel und Stadtentwicklung ist zu erwarten. So richtig viel mehr verraten die Macher noch nicht, bevor am Montag, 3. September, die Forschungszentrale der UOMA, der Unabhängigen Organisation für Monsterangelegenheiten, in der Wertstadt ihre Pforten zum ersten Mal öffnet. Von Montag bis Sonntag wird das Ladenlokal, das im März schon die Woche der Bürgerbeteiligung zur Innenstadtentwicklung und seither viele weitere Formate beherbergt hat, von 14 bis 18 Uhr für Monsterforscher offen stehen. Wer mitwirken will, kann sich in der Wertstadt oder unter www.ruhrzilla.de registrieren lassen. Je mehr sich Bürger als Spieler einbringen und teilnehmen, desto mehr Erfahrungspunkte sammeln sie beim Stadtspiel. Am Ende werden sie für ihr gesammeltes Expertenwissen belohnt. Am 29. September wird nämlich zum Abschluss des Stadtspiels eine öffentliche Abstimmung darüber stattfinden, welche Monster in der Stadt bleiben und welche unbedingt vertrieben werden sollen. Das Ergebnis dürfte monstermäßig nach einem Masterplan für Stadtentwicklung aussehen. Entstanden im Spiel.
Die Veranstaltungsreihe verspricht Spaß für Mülheimer, die gleichermaßen hohes Interesse für Spiel und für Stadtentwicklung haben. Ausdrücklich sind nicht nur Bürger jungen und mittleren Alters angesprochen, für die ältere Generation glaubt die Gruppe der Performer auch ansprechende Spielformate entwickelt zu haben. Bis zum 16. September wird ausschließlich geforscht, auch auf eigene Faust ist das nach kurzer Anleitung möglich. Schließlich beginnt das große Veranstaltungsprogramm (siehe rechts). Samt Monstersafaris durch Mülheim. Wo ist Ruhrzilla?
Das Programm:
Im Rahmen des Projektes „Ruhrzilla“ können Mülheimer anhand von Planspielen und Diskussionsforen gute und schlechte „Monster“ in der Stadt aufzeigen. Es beginnt mit einer Einführungstour durch die Stadt mit dem Titel „Eine Stadt und ihre Monster - Die Zeremonie“. Sie findet am Sonntag, 16. September jeweils um 16 Uhr, 16.30 Uhr und 17 Uhr statt. Die Teilnahmegebühr liegt bei fünf Euro. Treffpunkt ist das Forum an der oberen Schlossstraße. Bei der Kopfhörerparty im Anschluss wird die Musik in der Wertstadt, Leineweberstraße 15-17, aufgedreht. Nicht-Spieler zahlen drei Euro Eintritt.
Tim & Toto & Die Freedes ist ein Konzert mit Rückblick auf die erste Monster-Woche. Es steigt am Samstag, 22. September, um 18 Uhr in der Wertstadt. Bei dem Planspiel „Megamonstron unter uns - Die große Jagd“ sind im Parkhaus unter der Schlossstraße feste Schuhe und wasserfeste Kleidung erforderlich. Treffpunkt ist Samstag, 22. September, um 19.29 Uhr das Forum an der oberen Schlossstraße. Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Euro. Im Anschluss findet ein „Rausch der Bilder“ mit Shiny Toys in der Wertstadt statt. Für Nicht-Spieler beträgt der Eintritt drei Euro.
An dem Diskussionsforum „Mülheims Monster - Die Entscheidung“ am 29. September um 16 Uhr können Monster-Freunde und Gegner teilnehmen. Treffpunkt ist das Forum an der oberen Schlossstraße. Teilnahmegebühr liegt bei fünf Euro. Um 18 Uhr findet dann in der Wertstadt ein Offener Monster-Generations-Raum mit musikalischer und malerischer Unterstützung von Skibble Gebibble statt.
Weitere Informetionen zu den Veranstaltungen finden sich im Internet unter www.ruhrzilla.de.