Mülheim. . An einem Samstagvormittag im Monat ist im Mülheimer Südbad Frauenschwimmen; Männer sind zu dieser Zeit nicht zugelassen. Zwei CDU-Ratsmitglieder sehen darin eine Diskriminierung. Sie wollen ein ähnliches Angebot für Männer.

Braucht Mülheim ein Schwimm-Angebot speziell für Männer? Eindeutig ja, sagen die CDU-Ratsvertreter Annegret Bender und Frank Wagner und sehen in der jetzigen Regelung mit einem gesonderten Frauen-Schwimmtag den klaren Tatbestand von Diskriminierung. Beim Mülheimer Sport-Service (MSS), der die Badeangebote in der Stadt erstellt, ruft dies Kopfschütteln hervor.

Vor einem halben Jahr hatte der Sport-Service das Frauenschwimmen wieder aufleben lassen. Einmal im Monat, am Samstagvormittag, dürfen im Südbad nur Frauen ihre Bahnen ziehen. „Wir wollen mit diesem Angebot erreichen, dass auch jene Frauen, die aus kulturellen, traditionellen oder gesundheitlichen Gründen nicht mit Männern ein Bad besuchen möchten, zumindest einmal im Monat die Chance zum Schwimmen erhalten“, sagt Amtsleiterin Martina Ellerwald und sieht sich durch die Zahlen bestätigt: Nach Angaben des Sportamtes haben an den fünf Frauenschwimm-Terminen bis Juli des Jahres zwischen 40 und 99 Mülheimerinnen das Angebot genutzt, im Schnitt also 66 weibliche Badegäste. Zum Vergleich: An den anderen Samstagvormittagen besuchten zwischen 79 und 122 Badegäste, im Schnitt also 92, das Südbad.

Absolut unbefriedigend

Gerade nach diesen Zahlen fordern die beiden CDU-Ratsmitglieder die Sportbetriebe nachdrücklich dazu auf, unter Beachtung des Gleichbehandlungs- und Antidiskriminierungs-Grundsatzes auch ein spezielles und gleich begründetes Schwimmangebot für Männer zu machen. „Die Argumente für das Frauenschwimmen, zum Beispiel für Frauen mit Behinderungen, müssen konsequenterweise auch für die Männer gelten“, so Frank Wagner und Annegret Bender.

Die jetzige Regelung für das Frauenschwimmen bezeichnen sie als absolut unbefriedigend. „Allein die Tatsache, dass an einem Samstag viereinhalb Stunden lang die männlichen Schwimmer, sowohl ein Vater mit seinem Kind, als auch ein Rentner, der sich fit halten möchte, Schwimmverbot erhalten, ist ein klarer Diskriminierungstatbestand.“ Ihr Vorschlag: Ein spezielles Männerschwimmen ebenfalls an den bisher ausschließlich für Frauen reservierten Samstagvormittagen müsse her.

Alternative in Heißen

Martina Ellerwald sieht den Bedarf nicht. „Das Frauen-Schwimmen gab es schon früher in Mülheim. Wir haben es auf Wunsch vieler wieder eingeführt. Den Männern ist es in den wenigen Stunden zumutbar, ins Friedrich-Wennmann-Bad nach Heißen zu fahren.“ Von einem Schwimmverbot könne daher keine Rede sein.

Katja Geißenhöner, Sprecherin der Grünen für Gleichstellungspolitik, sieht es ähnlich wie die Amtsleiterin, verweist auf die Tradition und darauf, dass es eben viele Frauen gebe, die aus verschiedenen Gründen nicht neben Männern schwimmen möchten. Sollten Männer sich dadurch tatsächlich benachteiligt fühlen, sollte man auch darauf reagieren.

Für sie gibt es weitere Bereiche, wo eine Geschlechterdifferenzierung Sinn mache, aber es nicht gleichzeitig zu einer Benachteiligung kommen müsse. So sieht Geißenhöner etwa durchaus den Bedarf neben einem „Girls’ Day“ auch stets einen „Boys’ Day“ anzubieten, um beide Geschlechter auf unterschiedliche Weise für die Berufsauswahl zu fördern. Oder: In Lehr- und Erziehungsberufen dominiere eindeutig das weibliche Geschlecht. „Auch hier sollten wir uns fragen, wie wir mehr Männer für diese Berufe gewinnen könnten.“