Mülheim. .

Hinterher gibt sich Lea ganz locker: „Das hat gar nicht gezwickt und war nur ein bisschen aufregend.“ Die Fünfjährige geht noch weiter: „Eigentlich war das ganz normal.“ Doch so ganz stimmt das nicht: Immerhin landet nicht jeden Tag ein Habicht auf ihrem Arm.

23 Kinder der Offenen Ganztagsschule (OGS) am Lierberg und am Blötter Weg, die seit dem 1. August beide in Trägerschaft des Diakonischen Werkes sind, kamen während der Ferienspiele Greifvögeln ganz nah. Und dabei lernten sie eine ganze Menge.

Elemente sind in der Lierberg­schule Thema. Mit „Luft“ geht es los. „Wir hatten an jedem Tag ein anderes Projekt“, berichtet Betreuerin Ruth Lenz. Teil dessen ist luftiger Besuch: Falkner Franz Schnurbusch ist samt seiner Greifvögel auf den Schulhof am Standort Saarner Straße gekommen. Ein Habicht sitzt zuerst auf seinem Arm. Dessen spitzer Schnabel, scharfe Krallen und wache Augen flößen Respekt ein.

Und die Erklärungen des Mannes mit dem markanten weißen Bart verstärken das noch: Vom Naturgesetz „Fressen oder gefressen werden“, erzählt Franz Schnurbusch, davon, dass Habichte ihre Beute sofort töten und „mit dem Schnabel gleich das Fell aufreißen, um ans Fleisch zu kommen“. Dabei setzen die Vögel aber auf leichte Beute, zu sehr anstrengen wollen sie sich nicht. „Die sitzen 23 Stunden und 45 Minuten auf einem Baum und sparen Energie für die Jagd“, erzählt er. Deshalb konzentriert sich der Habicht auch nur auf einen Punkt, auf seine Beute. Wie man mit so einem Tunnelblick sieht, testen Falkner und Kinder und legen die gewölbten Hände vor die Augen. „Die Menschen“, sagt Schnurbusch, „sehen viel mehr.“

Die Jungen und Mädchen lassen sich aber nicht abschrecken. Die meisten halten ihren Arm geschützt von einem Lederhandschuh hin, damit das Tier darauf landet. „Das hat ein bisschen gekitzelt“, erzählt Neo später und der Siebenjährige ist sicher, dass er einen tierischen Freund gefunden hat. „Er hat mich angesehen und gelächelt.“

So imposant der Habicht ist, der Adler, den Franz Schnurbusch anschließend auf seine Schulter setzt, wirkt noch gewaltiger. „BOAH!“, platzt es auch den Kindern heraus, als der Steinadler die Schwingen ausbreitet und zu einer hölzernen Stange fliegt. „Adler sind ganz treue Tiere. Ein Adlerpaar bleibt ein Leben lang zusammen, damit sie ihre Kinder groß kriegen“, sagt der Falkner. Am Ende haben die Kinder, die die erste bis vierte Klasse besuchen, eine ganze Menge gelernt und einzigartige Erfahrungen gemacht.