Mülheim. Ein Schnitt und der Daumen ist ab: Im Evangelischen Krankenhaus Mülheim kommen solche und andere Fälle der rekonstruktiven Chirurgie auf den Operationstisch von Chefarzt Dr. Christian Soimaru. Auch bei Arthrose kann eine Operation helfen.
Unsere Hände benutzen wir ganz selbstverständlich, ohne darüber nachzudenken, wie viele Muskeln, Sehnen und Gelenke tagein tagaus zusammenspielen, wenn wir tasten oder greifen. Der Handchirurg Dr. Christian Soimaru, Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus, referiert am 30. Juni, beim „Treff um 11“ (11 Uhr) über Handverletzungen.
Akute oder chronische Handverletzungen, Unfälle oder Verschleißerscheinungen – womit haben Sie es häufiger zu tun?
Dr. Christian Soimaru: Im handchirurgischen Alltag hält sich das hier in Mülheim die Waage.
Schnittverletzungen behandeln Sie aber sicher regelmäßig?
Soimaru: Ja, aber etwa auch Kreissägenverletzungen. Das ist Notfallchirurgie, wenn wir zum Beispiel einen abgetrennten Finger annähen. Diese Versorgung geht aber nur in einer bestimmten Zeitspanne und kann nicht warten. Solche Verletzungen kommen zwar nicht jeden Tag vor. Aber wir können das hier versorgen.
Noch häufiger als Schnittwunden kommen aber Knochenbrüche vor – wenn man stürzt und sich an der Hand zum Beispiel einen Finger- oder einen Mittelhandknochen bricht.
Welche Verschleißerkrankung der Hände behandeln Sie besonders oft?
Soimaru: Das ist die Arthrose des Daumensattelgelenks, die so genannte Rhizarthrose. Der Daumen ist ja der einzige Finger, der gegen die Langfinger geführt werden kann, um etwas zu greifen. Dieses Gelenk bewegt man am Tag unzählige Male, und da gibt es eben auch im Alter Verschleißerscheinungen. Im frühen Stadium kann man versuchen, es konservativ mit Ruhigstellung und Kühlung in den Griff zu bekommen. Aber wenn es ein gewisses Stadium erreicht hat, muss man operativ tätig werden.
Was ist ein weiteres Betätigungsfeld für einen Handchirurgen?
Soimaru: Sämtliche Tumore, die im Handbereich auftreten können. Handtumore sind zwar eine sehr seltene Erkrankung, aber damit sollte man zu einem Handchirurgen gehen.
An einer Hand befinden ja sich die Knochen, Sehnen, Blutgefäße, die Nerven und Muskeln, das Fettgewebe und die Haut auf sehr engem Raum. Das sind alles verschiedene Strukturen, die auch verschiedener chirurgischer Vorgehensweisen bedürfen. Wir verwenden bei den Eingriffen Operations-Mikroskope und Lupenbrillen.
In welchen Fällen können Handchirurgen Patienten noch helfen?
Soimaru: Man kann Finger ersetzen, wenn man sie nicht mehr replantieren konnte. Heute gibt es die Möglichkeit, durch einen Zehentransfer, eine Zehe als Daumenersatz an die Hand zu verpflanzen. Die rekonstruktive Chirurgie spielt eben auch in die Handchirurgie mit hinein.
Ein Zeh zum Greifen, das ist schwer vorstellbar . . .
Soimaru: Wenn man eine komplett gesunde Hand hat, aber keinen Daumen mehr, dann kann man mit dieser Hand nur einen Bruchteil von dem machen, was man normalerweise gewohnt ist.
Einen fehlenden Daumen mit einer Prothese zu versorgen, das ist immer suboptimal. Man kann den Zeh mit seinen Nerven verpflanzen, so dass man eine gewisse Sensibilität erreicht.